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Name russisch: Гаас Людвиг Иванович (Иоганович)
Geboren: 23.03.1889, Wien
Beruf: Metallarbeiter, Mechaniker
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 10.03.1931
Wohnorte in der Sowjetunion: Stalingrad, Sverdlovsk, Kramatorsk (Doneckaja obl.)
Verhaftet: 01.09.1937, Kramatorsk
Urteil: 09.01.1938, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft; 12.04.1941, Sonderberatung (OSO), Verringerung auf verbüßte Strafe
Rehabilitiert: 16.01.1989, Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: überlebte
Ludwig Haas, geboren 1889 in Wien, lernte Eisendreher und war 1911-1919 Mitglied der SDAP. Von 1919 bis 1932 war er in der KPÖ tätig. Auf dem 5. KPÖ-Parteitag im März 1922 wurde er in die Reichsvertretung der KPÖ gewählt, auf dem 7. Parteitag im März 1924 in den Parteivorstand. Er war jahrelang Obmann des Zentralen Arbeitslosenkomitees der KPÖ und in der Arbeiteröffentlichkeit sehr bekannt. Bei Demonstrationen wurde er einige Male verhaftet.
Weil er als bekannter Kommunist in Österreich keine Arbeit finden konnte, erlaubte ihm die KPÖ die Emigration in die UdSSR. Ab 1931 lebte Haas in Stalingrad, Sverdlovsk und dann in Kramatorsk in der Ostukraine, wo er als Spezialist für das Einstellen von Geräten in einem Maschinenbaubetrieb tätig war. Er trat der VKP (b) 1932 bei und nahm, zusammen mit seiner Frau Sofia, 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft an.
Am 1. September 1937 wurde er verhaftet, Ende September 1937 aus der VKP (b) ausgeschlossen. Am 9. Jänner 1938 wurde er zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Aus dem Kargopol'lag (Gebiet Archangel'sk) richtete er im Februar 1940 ein Gesuch zur Untersuchung seines Falls an den Hauptstaatsanwalt der UdSSR sowie an den Generalsekretär der Komintern, Dimitrov. Damals war Haas schwer krank, arbeitsunfähig und Invalider der 1. Gruppe. Seine Strafverringerung und darauf folgende Haftentlassung (Beschluss vom 12. April 1941) gingen vermutlich auf seine Berufung an die Staatsanwaltschaft zurück, die von Dimitrov eine Charakteristik forderte. Koplenigs positive Einschätzung von Haas wurde am 18. März 1941 an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Haas ist - vermutlich an den Folgen der Lagerhaft - bald nach seiner Freilassung gestorben. Er wurde parteimäßig am 30. August 1990 vom Präsidium des ZK der KPdSU rehabilitiert.
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, ÖStA