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Entwaffnungsaktionen

Aus einem Bericht von Heinrich Klein, o. D. (DÖW 1040)

 

 

1929-1934 war ich bei den "Roten Falken", Gruppe 4, Sandleiten. Nach Feber 1934 ist fast die ganze Gruppe zum Kommun. Jugendverband übergetreten (KJV). [...]

 

1944 neuerliche Reorganisierung des "KJV 1944 Wien". [...]

 

1944 wurden schon illegale Flugblätter ausgegeben, besonders an alle Jugendliche, die einberufen wurden oder zum Volkssturm Berufene. Ein gewisser Hauser hat zu dieser Zeit Verstümmelungen durchgeführt an Einberufenen. Ferner wurden Vorbereitungen des bewaffneten Widerstandes gemacht, Waffen gesammelt. [...]

 

Ich desertierte März 1945 und habe Parole ausgegeben: Volkssturm aufzulösen; bin in Unteroffiziersuniform zum Volkssturm in Neuwaldegg gefahren und [habe ihn] dort aufgelöst, zumeist ohne größeren Widerstand zu finden, es war also nicht notwendig, jemanden umzulegen, höchstens, dass ein widerspenstiger Offizier eine Tracht Prügel von den Jungen bekam. Entwaffnungsstellen wurden eröffnet in Sandleiten, geführt von Helfert Rude. [Nachträgliche Ergänzung: Es wurden Entwaffnungen durchgeführt, ohne dass es immer direkt zu offiziellen Eröffnungen von solchen Entwaffnungsstellen kam.] Wir haben die sogenannte Spinnstoffsammlung der NS Volkswohlfahrt aufgebrochen und vor allem an Soldaten Zivilkleider verteilt und dieselben nach Hause geschickt. Es bildete sich ein kleines Komitee 1945, dem angehörten: Essmann Viktor, Wotawa Erwin, Oswald Rudi, Helfert Rude, Wöginger Karl und ich u. a. Die zweite Entwaffnungsstelle in der Hern. [Hernalser] Hauptstr. 190 organisierte Wöginger im Gemeindebau. In einer Polizeistelle, wo die Polizei bereits verschwunden war, war die 3. Entwaffnungsstelle (16. Bez., Pirquethof), die von Schöberl geleitet wurde. Haben auch, bevor die Rote Armee erschien, Ausweise in russischer Sprache mit irgendeiner Stampiglie ausgegeben zur Ausweisleistung den Russen gegenüber, die später sehr vielen halfen.

 

Ersten Kontakt mit der R. A. [Roten Armee] machten wir in Sandleiten mit einem Spähtrupp und konnten auch ein Auto auftreiben, mit welchem wir dann mit diesem Spähtrupp durch den ganzen Bezirk fuhren. Durch diese ganzen Entwaffnungsaktionen ist es auch in unserem Bezirk zu keinen Kämpfen gekommen. Wir übernahmen auch den Schutz gewisser Betriebe, wie Meinl und Austria-Email vor Plünderungen, was ziemlich schwierig war. [...] Vor und während Entwaffnungsaktion: Parole lautete, weiße Fahnen auszuhängen, was auch befolgt wurde, aber dann haben irgendwelche Nazis ausgesprengt: SS kommt zurück und wird schießen, worauf die Fahnen verschwanden, bis wieder neue Parole zum Aushängen kam.

 

 

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