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Emich, Johann

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Эмих Иоган Иоганович

Geboren: 27.11.1885, Alt-Fratautz (Frătăuţii Vechi, Bukowina)

Beruf: Schlosser

Letzter Wohnort in Österreich: Neunkirchen (NÖ)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 12.09.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Prokop'evsk (obl. Kemerovo), Marxstadt (Wolgadeutsche Republik)

Verhaftet: 26.04.1937, Marxstadt (Marks, Saratovskaja obl.)

Anklage: konterrevolutionäre Aktivitäten, Planung eines Attentats auf Stalin, Spionage

Urteil: 28.10.1938, Militärkollegium des Obersten Gerichts, Tod durch Erschießen; 01.11.1938, Sonderberatung (OSO), 25 Jahre Lagerhaft; 19.12.1939, Sonderberatung (OSO), Ausweisung

Rehabilitiert: 18.10.1991

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert

 

Johann Emich, geboren 1885, stammte aus Alt-Fratautz (Frătăuţii Vechi) in der rumänischen Bukowina, wo er acht Jahre die Volksschule besuchte. Er lebte später in Neunkirchen und Leoben und wurde im August 1914 zur k.u.k. Armee eingezogen. 1915 wurde Emich an der Ostfront verwundet. Danach wurde er zur Dienstleistung in einer Munitionsfabrik in Donawitz abkommandiert. Nach 1922 arbeitete Emich in Landsberg an der Warthe, wo seine Mutter lebte, als Monteur beim Hochspannungsbau, verlor aber bald die Arbeitsbewilligung und musste nach Österreich zurückkehren. Er arbeitete dann als Maschinenschlosser bei Schoeller-Bleckmann an der Südbahn.

 

Im September 1932 wanderte Emich auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages zusammen mit seiner Frau nach Russland aus. Emich war Mitte der zwanziger Jahre Mitglied der Großdeutschen Volkspartei. Später trat er der KPÖ bei, wurde jedoch 1934 aus dieser ausgeschlossen, weil er während seines Urlaubes in Österreich im Februar 1934 nicht an den Kämpfen teilgenommen hatte. Oskar Grossmann, der KPÖ-Vertreter beim EKKI, leitete die Ausschlussempfehlung ("Desertion aus der Klassenfront") an die KP-Zelle an Emichs Arbeitsplatz, das Bergbaukonsortium Кузбассуголь in Prokop'evsk, weiter.

 

Krankheitshalber übersiedelte Emich mit seiner Frau und seiner Tochter 1935 in die Wolgadeutsche Republik und fand eine gut bezahlte Anstellung als Meister im Betrieb Коммунист in Marxstadt (Маркс). Am 26. April 1937 wurde Emich verhaftet. Die Anklage gegen ihn bezog sich auf seine Zeit in Prokop'evsk. Es wurde ihm u. a. vorgeworfen, er sei Mitglied einer Organisation gewesen, die Attentate auf die sowjetische Parteiführung, in erster Linie auf Stalin, geplant habe. Auf dieser Grundlage empfahl das Politbüro (Stalin, Molotov, Ždanov) am 12. September 1938 dem MKOG (Militärkollegium des Obersten Gerichts), das Todesurteil über Emich zu verhängen.

 

Kurz nach der Festnahme wurde Emich ins Gefängnis nach Saratov überstellt, wo er etwa hundert Mal verhört wurde. Nachdem er wegen Spionage, Nazi-Propaganda und Vorbereitung eines Terroraktes am 28. Oktober 1938 zum Tode verurteilt worden war, verbrachte Johann Emich bis zu seiner Begnadigung (zu 25 Jahren Lagerhaft und anschließender Ausweisung) 21 Tage in der Todeszelle. Dann begann seine Odyssee durch das Lagersystem. Nach längerer Zeit auf den berüchtigten Soloveckij-Inseln wurde er Anfang 1939 aus der Haftanstalt in Orel nach Moskau verlegt. Am 19. Dezember 1939 wurde seine sofortige Ausweisung beschlossen, am 25. Dezember 1939 erfolgte die Übergabe an die Gestapo bei Brest-Litovsk.

 

Emichs Frau Anna (geb. Gawenda) war mit finanzieller Unterstützung der österreichischen Gesandtschaft bereits im Februar 1938 nach Neunkirchen zurückgekehrt.

 

 

Quelle: Politisches Archiv des AA, stalin.memo.ru, RGASPI, ÖStA

 

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