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Name russisch: Обермайер Иосиф Карлович
Geboren: 14.11.1896, Ajka (Eikau, Ungarn)
Beruf: Glasbläser
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 11.06.1929
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 25.10.1937, Moskau
Anklage: Spionage
Urteil: 20.02.1938, Tod durch Erschießen
Gestorben: 10.03.1938, Moskau
Rehabilitiert: 01.09.1956, Militärkollegium des Obersten Gerichts
Emigrationsmotiv: KP-Emigration
Schicksal: erschossen
Josef Obermaier (Obermayer) wurde 1896 in Ajka (Eikau, nördlich des Plattensees) geboren, sein Vater war Glasschmelzer (er wurde 1919 nach der Niederschlagung der Revolution verhaftet), die Mutter war Putzfrau. Josef Obermaier begann im Alter von acht Jahren in einer Glasfabrik als Lehrling zu arbeiten. Er arbeitete in verschiedenen Glasfabriken Ungarns und Mährens, meist zusammen mit dem Vater. 1915 war er wegen Organisation eines Streiks drei Monate in Haft. Danach war er einige Monate als Hilfsarbeiter in Pilsen (Plzeň) beschäftigt und wurde dann zur k.u.k. Armee eingezogen, in der er bald Unteroffizier wurde. 1917 desertierte er und versteckte sich etwa eineinhalb Jahre in Bergen und Wäldern.
Im Mai 1918 wurde Obermaier verhaftet und kam in ein Gefängnis in Budapest, wurde dann nach Szeged verlegt, im Zuge der ungarischen Revolution aber freigelassen. Kurze Zeit arbeitete er in einem Kohlebergwerk, war dann arbeitslos. Als bei ihm Waffen gefunden wurden, kam er in Veszprém wieder ins Gefängnis. Im März 1919 wurde er von einem "proletarischen Gericht" freigesprochen und trat als Freiwilliger in die ungarische Rote Armee ein, wo er Zugsführer wurde. Nach der Niederlage der ungarischen Räterepublik flüchtete er nach Serbien, wo er in einer Mühle als Fuhrwerksarbeiter Beschäftigung fand. Im Mai 1920 kehrte er nach Pécs (Fünfkirchen) zurück, um in einem Bergwerk zu arbeiten. In der Folge lebte Obermaier – immer nur kurze Zeit – in der Tschechoslowakei, Deutschland, Frankreich (Lyon), der Türkei, Rumänien und wiederholt in Österreich, wobei er meist als Glasbläser arbeitete. 1925 bis 1927 arbeitete er in Wien in Glasfabriken. 1928 wurde er wegen Organisation eines Streiks und kommunistischer Propaganda aus Österreich ausgewiesen. Er fuhr nach Eindhoven (Holland), fand dort keine Arbeit und fuhr weiter nach Belgien. Er arbeitete dann in einer Glasfabrik in Antwerpen, wurde verhaftet und des Landes verwiesen. Im März 1929 kam er nach Berlin, wo ihm die Rote Hilfe ein Visum nach Russland verschaffte.
Obermaier war von 1914 bis 1918 Mitglied der tschechischen sozialdemokratischen Partei; ab 1919 war er Mitglied der kommunistischen Partei, zuerst in Ungarn, dann in Österreich und später in Belgien; in Russland wurde er 1930 in die VKP (b) übernommen. Er war in Moskau Vorsitzender eines Bezirkssowjets der Massenorganisation OSOAVIACHIM (Общество содействия обороне, авиационному и химическому строительству), bis er wegen Täuschung aus der Partei ausgeschlossen wurde. Als Obermaier im Oktober 1937 verhaftet wurde, war er krankheitshalber bereits in Pension. Er hatte drei Kinder, die älteste Tochter war bereits berufstätig.
Obermaier wurde acht Mal verhört, er bekannte sich u. a. der Spionage für Deutschland schuldig, "gestand", dass er 1934 von einem Deutschen namens Spiller für den deutschen Geheimdienst angeworben worden sei, diesem geheime Unterlagen über Flughäfen und die Organisation OSOAVIACHIM übergeben habe. Obermaier wurde am 20. Februar 1938 zum Tode verurteilt und am 10. März 1938 hingerichtet.
Seiner Frau Margarita Ljudvigovna Kišeš (Kises) wurde im Oktober 1944 die Aufenthaltserlaubnis für Moskau entzogen, sie durfte nur im Gebiet Novosibirsk wohnen, verlor Wohnung und Möbel. Aus Perečin (Zakarpatskaja obl.) richtete sie um das Jahr 1956 ein Ansuchen an Kliment Vorošilov um Rückkehr nach Moskau und Auszahlung des Sparguthabens ihres Mannes. Ob eine Antwort darauf erfolgte, ist nicht bekannt.
Quelle: GARF, lists.memo.ru