Opfer der NS-Militärjustiz
Emil Ifkovics aus Felixdorf, Niederösterreich (Foto: DÖW)
Sie waren enge Freunde, die beiden aus Felixdorf stammenden Maschinenbauschüler Franz Josef Fröch und der am 3. Jänner 1924 geborene Tapezierer Emil Ifkovics. Beide leisteten im Kommunistischen Jugendverband Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, versuchten mit illegalen Flugschriften Aufklärungsarbeit zu leisten, um nach ihren Möglichkeiten das Meinungsmonopol der Faschisten zu durchlöchern. Gemeinsam wurden beide am 16. Juni 1942 in Innsbruck verhaftet und am 3. Dezember 1942 vom 1. Senat des Volksgerichtshofes, unter den Richtern der SS-Oberführer und Linzer Oberbürgermeister Franz Langoth, wegen kommunistischem Hochverrat zum Tode verurteilt. Am 25. Juni 1943 konnte Rechtsanwalt Dr. Alfred Haberl dem Vater von Emil mitteilen, dass für beide die Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe mit "Gelegenheit zur Frontbewährung" umgewandelt wurde.
Nach der Enthaftung am 8. Juli 1943 erfolgte sofort ihre Überstellung zum 1. Gebirgsjäger-Einsatz- und Ausbildungsregiment 136 nach St. Johann in Tirol. Nach einer drohenden Trennung der beiden Freunde an der Ostfront flüchteten sie, zunächst mit einem Behelfskrankenzug und später auf einem Abschleppzug, kamen bis nach Ungarn und wurden am 4. März 1944 von der Heeresstreife VI festgenommen. In seiner Meldung an den Kommandeur des Wehrmachtsstreifendienstes in Ungarn meldete der Oberwachtmeister und Streifenführer:
"Nach einem am 4. 3. 44 um 11.00 Uhr erfolglos durchgeführten Fluchtversuch, bei dem von Seiten der Heeresstreife von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden musste, widerriefen die Genannten die in der Vernehmungsniederschrift gemachten Angaben und gaben zu, dass sie seit 18. II. 1944 von ihrem Truppenteil fahnenflüchtig seien. Beide sind nach einem bei ihnen vorgefundenen Volksgerichtshofurteil bereits einmal wegen Hochverrats und Zersetzung der Wehrmacht zum Tode verurteilt worden. Der Vollzug dieses Urteils wurde gegen Bewährung bei einer Feldtruppe ausgesetzt. Da nach ihrem weiteren Verhalten die Gefahr eines tätlichen Angriffes sowie ein erneuter Fluchtversuch anzunehmen war, musste Handfesselung vorgenommen werden."
Den Oberschützen Franz Josef Fröch und den Jäger Emil Ifkovics verurteilte das Gericht der Division Nr. 177 am 4. Oktober 1944 wegen Fahnenflucht neuerlich zum Tode. Fröch gelang es, während eines Bombenangriffes aus dem Reservelazarett IV a im heutigen Franz-Josef-Spital zu fliehen und sich bis zur Befreiung 1945 einer neuerlichen Verhaftung zu entziehen. Auch Emil Ifkovics, der seit 10. Juli 1944 Häftling im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis im 10. Wiener Bezirk, Hardtmuthgasse 42, war, plante eine Flucht aus dem Gefängnis. Einer Aktivistin der Wiener Neustädter Gruppe des KJV konnte er bei einem Besuch im Gefängnis einen Kassiber zustecken, wo er um zwei Spezialsägen, in einem Buchrücken versteckt, ersuchte. "Es wäre eilig. Wenn es gemacht wird, schreibt mir sofort. Am Schneeberg liegt Schnee!" fügte er noch hinzu. Aber alle Befreiungsbemühungen waren nicht erfolgreich. Emil Ifkovics wurde am 12. Dezember 1944 um 7.15 Uhr auf dem Militärschießplatz Kagran erschossen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erzählten mit ihm bekannte Soldaten seinen Eltern, dass er dem Exekutionskommando auf dem Hinrichtungsplatz zugerufen hat: "Zielt gut und trefft mich so, dass ich auf den Bauch falle, damit mich das Dritte Reich ..."
Aus: Herbert Exenberger / Heinz Riedel, Militärschießplatz Kagran (Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes zur Geschichte der NS-Gewaltverbrechen - 6), S. 28 f.