Magdalena Österreicher, geboren am 18. Oktober 1913
Deportation nach Opole: 15. Februar 1941
Die gebürtige Burgenländerin Magdalena Österreicher lebte 1938 in Ebenfurth (NÖ). Ihr letzter Wohnsitz vor der Deportation nach Opole am 15. Februar 1941 war im 3. Wiener Gemeindebezirk, Matthäusgasse 8. 1947 wurde Magdalena Österreicher für tot erklärt.
Ihr Ehemann Emil Österreicher, geboren am 4. März 1900, Champignonzüchter und Buchhalter, überlebte die NS-Zeit in Shanghai und kehrte später nach Österreich zurück.
Ihr Bruder Siegfried Österreicher, geboren am 10. Juli 1901, konnte ebenfalls nach Shanghai flüchten. Er starb dort am 4. Februar 1945.
Magdalena Österreicher beschreibt in ihrem Brief vom 5. Mai 1941 an die Wiener Familie Czerny den Lebenskampf in Opole. Ihre Feststellung "Wasser fehlt mir so schrecklich" bezieht sich auf die Wasserversorgung in Opole: Trinkwasser musste aus Brunnen geschöpft und vor Verwendung abgekocht werden.
"Von mir kann ich nicht viel berichten. Durch den Erlös der Pakete kann ich jetzt 1 Monat leben und weiter wird Gott helfen. Es ist nur leider so eine Teuerung eingetreten [...] Wir leben ja ganz bescheiden. Ich will Euch nur beiläufig schreiben. 1 Ei kostet 1 Zloty, 1 kg Erdäpfel 2.30. Ein Brot 20. Es wird von Tag zu Tag alles teurer. Was macht Ihr alle meine Lieben? Ich habe doch so Sehnsucht nach allen. Möchte so gern zu euch. Wasser fehlt mir so schrecklich. [...] Was macht mein Hundi? Schön waren die Zeiten früher und jetzt für mich so bitter. Nochmals für alles herzlichen Dank."
Es folgen - verbunden mit der Bitte an die Familie Czerny, den Brief weiterzugeben - Mitteilungen an Magdalena Österreichers Schwiegereltern:
"Heute bekam ich vom l.[ieben] Emil einen Brief, daß er endlich von mir Post hat. Ich schreibe ihm und sendet es ihm. [...] Bitte sendet mir keine [Hervorhebung im Original] Sachen mehr von mir. Nur Lebensmitteln und Sachen zum Verkaufen. [...] Ich möchte doch so gerne zu Euch. [...] Es gehen so viele illegal. Ich traue mich nicht recht und dann müßte ich alles da lassen. Ich bin in Zahnbehandlung, 2 schlechte Zähne. Kostet wieder Geld. Vorläufig habe ich zum Leben. [...] Vielleicht könnt Ihr Einheitsseife und eine Nivea Krem [sic!] als Muster ohne Wert senden. Seife kann man kaum bezahlen. [...]
Es küßt Euch innigst, Magda. Alle laß ich herzlich grüßen"
Rechts oben fügte sie hinzu:
"Traurig ist mir zumute, wenn ich denke, dass am 15. dieses [Monats] mein Hochzeitstag ist und ich bin so allein."