Fani (Feige) Wegner, geb. 5. 7 1880
Das "Nest", in das man sie verschleppt hatte, erinnerte Fani (Feige) Wegner an Boryslaw, wie sie im März 1941 mit Hinweis darauf, dass das Wasser in Modliborzyce aus Brunnen geschöpft und in die Quartiere transportiert werden musste, schrieb. Vermutlich kam Wegner aus Galizien nach Wien, wo sie zuletzt in der Taborstraße 32/3 (Wien-Leopoldstadt) wohnte.
Postkarte von Fani Wegner, Modliborzyce, 1942
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Im DÖW als Kopien archiviert sind ein Brief und zwei Postkarten Wegners aus Modliborzyce, adressiert an Munio Russdörfer, der in einem Schweizer Internierungslager für Flüchtlinge – Nuovo Locarno, Locarno – interniert war. Deutsch war nicht Wegners Muttersprache, der Wortlaut ist daher nicht immer unmittelbar verständlich (wozu die teilweise schlechte Qualität der Kopien noch beiträgt). Klar wird allerdings, dass sie allein war und verzweifelt nach Hilfe suchte. Den ersten Brief schrieb Wegner ca. zwei Wochen nach der Ankunft in Modliborzyce, die Datierung am Ende (3. Juli 1941) ist falsch, was u. a. aus dem Poststempel auf dem Kuvert (21. 3. 1941) hervorgeht:
"Mein lb. [liebes] Munioleben!
[B]in unglücklich, dass ich von Dir sowenig [N]achricht habe. Bin in einem Nest, wo ich [m]ich unglücklich fühle, lebe in Hunger in [No]t. [...]
Hast nicht eine Ahnung, wie mir zu helfen? [In] dem Nest ist keine Arbeitsmöglichkeit, [ke]ine Ausspeisung, dass man davon leben [kan]n, wann ich hungere, ist genug gesagt. [He]lfe mir, wann Dir möglich ist, weil ich [trost]los bin, habe nicht zu satt das Brot." (Brief an Munio Russdörfer,
Fani Wegner überlebte nachweislich bis Sommer 1942, weitere Nachrichten fehlen.
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