Erwartungsgemäß fallen die Reaktionen auf die Auslands-Kritik an der freiheitlichen Regierungsbeteiligung aus. Haider selbst entlarvt im Spiegel-Interview "hohe Funktionäre der jüdischen Gemeinde in Wien" als Drahtzieher, welche versucht hätten, "beim State Department in Washington gegen uns Stimmung zu machen". (Der Spiegel 5/2000, S. 153)
Das Zentralorgan der FPÖ sieht die Verantwortung für die politische Isolation Österreichs naturgemäß nicht bei den Freiheitlichen, sondern beim Präsidenten und beim Ex-Kanzler. Hauptverantwortlich sei eine "internationale Allianz, die sich unter dem politisch korrekten Diktum des Antifaschismus freundlich für die Gelegenheit bedankte, die unbedarfte kleine Republik auf der großen Bühne der Weltpolitik zum jeweils eigenen Vorteil zu instrumentalisieren." (NFZ 6/2000, S. 2) Der deutsche Kanzler Schröder und Außenminister Fischer werden als "Leithammel im Chor der EU-Sanktionierer" bezeichnet. (Ebenda, S. 5)
Zur Zeit (ZZ) widmet der ausländischen Kritik an der ÖVP-FPÖ-Koalition gar eine Sondernummer. Schon in der Einleitung werden die "Hintergründe" der gegenwärtigen Kampagne aufgedeckt, nämlich "der alte Deutschenhass, der auf dem kleinen Österreich abgeladen werden kann, und jüdisch-israelische Ambitionen, einen Buhmann zu haben, um weitere finanzielle Forderungen zu legitimieren". Haider-Berater und ZZ-Chefredakteur Andreas Mölzer sieht Österreich als Opfer der altbekannten antideutschen (i. e. "jüdischen") Verschwörung. So hält er es für "bequem, das kleine Land zu prügeln, wenn es darum geht, die Deutschen insgesamt bußfertig und zahlungsbereit zu halten". Mit dem Bild des "hässlichen Deutschen" könne "man Wahlkämpfe in New York führen wie Hillary Clinton und Milliarden lukrieren wie Rechtsanwalt Fagan". (Zur Zeit, 7a/2000, S. 1)
Während das Ressentiment hier noch mühsam kaschiert wird, tritt der Antisemitismus in den Reaktionen von Neonazis offen zu Tage. Ein "Reichsführer SS" schrieb bereits am 26. Jänner im Gästebuch der Homepage der Neuen Deutschen Jugend: "Heil Kameraden! Die weltweite Juderei hat Angst, dass im Gau Österreich unser Kamerad Haider an die Macht kommt. Gut so! Heute hört uns Österreich, morgen Deutschland und übermorgen die ganze Welt! Und Juda den Tod!" Am 1. Februar folgte ein "Gasmeister", der folgenden Eintrag verfasste: "Am Beispiel Österreichs kann man es seht gut sehen: Zuerst regen sich die Drecksjuden in Israel auf, dann schreien schon die eruopäischen Erfüllungspolitiker. Wie viele Beweise für die Existenz der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung braucht ihr noch?"
Auf der Seite des neonazistischen Nationalen Info Telefons (NIT) finden sich gleich mehrere Einträge zum Erfolg der FPÖ. Am 9. Februar wird Haider als "Mann der Stunde" gefeiert, von welchem die Politiker "Angst" hätten: "Angst vor dem, was Haider verkörpert. Dieser Mann wirkt sympathisch durch seine Ehrlichkeit, sein natürliches Auftreten und seine Bindung an das Volk. Vergleichen Sie das mit den bundesdeutschen Politikern, bekannt durch Auslandskonten, Schmiergelder, Parteienfilz, Arroganz und dem gestörten Verhältnis zur eigenen Nation. Lange hat man uns einreden wollen, dass dies eben in der parlamentarischen Demokratie üblich sei. Dank Haider wissen jetzt alle Europäer, dass es auch anders geht! Jetzt müssen wir nach unserem Haider Ausschau halten."
Die Jungen Nationalisten Südtirol (JNS) feiern auf ihrer Homepage "Jörg Haider und seine FPÖ": "Nach einer 30jährigen Diktatur der SPÖ und der ÖVP schaffte es ein wahrer Politiker an die Macht zu kommen. Die Reaktionen der Welt-Juden-Diktatur können die Wähler der FPÖ und vor allem den Landeshauptmann von Kärnten und den Hoffnungsträger der Zukunft, Herrn Jörg Haider, nicht aufhalten."
Der NPD-Kreisverband Dresden und Osterzgebirge ruft die Kameraden zur Unterstützung der Ostmärker auf: "Deutsche wehrt Euch!!! Solidarisiert Euch mit Österreich!!! Gebt den Scheindemokraten keine Chance!!!" Unter dem Motto "Nationale Solidarität mit Wien - Wir sind ein Volk" will die NPD übrigens am 12. März in Berlin demonstrieren. In einem Internet- Diskussionsforum von Neonazis verlangte ein "Weißer Riese" am 5. Februar ebenfalls "Solidarität mit der Ostmark": "Kameraden, in der Ostmark führen unsere österreichischen Kämpfer derzeit einen erbitterten Widerstandskrieg gegen unsere jüd. Feinde und ihre antifaschistischen Marionetten auf der Straße und in den Medien. [...] Es muss jetzt massive Solidarisierungswellen der europäischen Nationalisten mit Österreich geben, den die Jud. und ihre Knechte fürchten sich vor einem erwachenden nationalen Widerstand in ganz Europa."
Tatsächlich demonstrierten am 5. Februar rund 300 AktivistInnen der MIÉP für Haider und die neue Regierung in Budapest. István Csurka, Vorsitzender dieser rechtsextremen Partei, verurteilte die EU-Sanktionen, welche den "Volkswillen der Österreicher" einschränken würden. Seine Partei sei über die Regierungsbeteiligung der FPÖ erfreut, da dies eine weitere Station im Vordringen der "nationale Interessen vertretenden Parteien" bedeute. (JF 7/2000, S. 6)
Lobende Worte für den "Mut" Österreichs, welches "dem Bann trotzt", fand auch FN-Chef Le Pen. Bruno Megret, Vorsitzender der FN-Abspaltung MNR, rief für 5. Februar ebenfalls zu einer Kundgebung "für den Respekt der Freiheit des österreichischen Volkes" auf. In einer Erklärung bezeichnete er die ÖsterreicherInnen als "Opfer einer skandalösen Schmähung in Folge einer legalen und demokratischen Wahlentscheidung". (ORF ON, 4. 2. 2000) Zur Demonstration vor der österreichischen Botschaft in Paris, die unter dem Motto "Heute Österreich - morgen Frankreich" stand, sind laut NIT 500 AktivistInnen erschienen. Diese skandierten u. a. "Megret und Haider: Derselbe Kampf" oder "Wir sind alle Kinder Haiders".
Auch italienische Neofaschisten solidarisieren sich mit der neuen Koalition. Für 11. Februar plante der MSI eine Kundgebung vor dem österreichischen Konsulat in Triest. Am 7. Februar beglückwünschte die rechtsextreme Slowakische Nationalpartei (SNS) die österreichische Bundesregierung zu ihrem Amtsantritt. Schließlich reihte sich der für seine antisemitischen Tiraden bekannte russische KP-Chef Sjuganow in die Reihe der Verteidiger einer FPÖ- Regierungsbeteiligung ein. (derstandard.at, 8. und 9. 2. 2000) Ebenfalls aus Rußland kommen aufmunternde Worte an Haider: Dimitry D. Vassiliyev, Vorsitzender der neofaschistischen NPF-"Pamyat", gratuliert "vom ganzen Herzen zum triumphalen Sieg in den jüngsten Parlamentswahlen und zum Regierungseintritt". Der wütende Antisemit weiter: "Ihr Erfolg ist ein glänzendes Beispiel für viele Patrioten in der ganzen Welt. [...] Kein Staat, kein Machthaber in der Welt darf den österreichischen Bürgern seinen Standpunkt und Willen aufzwingen. Die zynische und verbrecherische Politik Israels, des internationalen Zionismus und seiner Anhänger, die durch Drohungen und Erpressung ihre 'neue Weltordnung' schaffen wollen, erregen Empörung unter den Patrioten Rußlands. Ich möchte demgemäß Ihnen meine Unterstützung aussprechen und Standhaftigkeit sowie Unerschütterlichkeit im Schutz nationaler Würde Ihres Volkes wünschen. [...] Dank dem Heiligen Bund dreier Kaiser [...] lebte Europa im 19. Jahrhundert [...] in Frieden und Stabilität. Unsere Feinde zerstörten diesen Bund und damit alle Grundsteine des christlichen Europas. Für ein Wiederauferstehen Europas, für ein Wiederauferstehen unserer Länder brauchen wir die Vereinigung unserer Kräfte. Sie, Herr Haider und ihre Partei machten in Österreich einen guten Anfang dazu. Jetzt sind wir 'an der Reihe'." (www.abbc.com./pamyat)