Am 12. November verlieh das FPÖ-nahe Dinghofer Institut im Rahmen seines jährlichen Dinghofer-Symposiums im Parlament seinen „Medienpreis“ an die Redaktion der Zeitschrift Der Eckart, vertreten durch Schriftleiter Konrad Markward Weiß. In Anwesenheit mehrerer FPÖ-Abgeordneter, darunter Generalsekretär Christian Hafenecker (akademische Burschenschaft Nibelungia Wien), Institutsobmann Gerhard Kaniak (akademische Burschenschaft Albia Wien), Martin Graf (akademische Burschenschaft Olympia Wien) und Susanne Fürst, wurde zudem der ehemalige Justizminister Dieter Böhmdorfer mit einem „Demokratiepreis“ ausgezeichnet.
Einem Bericht auf der Institutswebsite zufolge werden mit den Dinghofer-Preisen „Personen“ ausgezeichnet, die „in den Bereichen Medien, Wissenschaft oder Demokratie Besonderes geleistet haben“. Die Auszeichnung des Eckart, des Organs der Österreichischen Landsmannschaft, erscheint unter diesem Gesichtspunkt als originell, weist er doch ein recht eigenwilliges Verhältnis zur Demokratie auf. So erklärt etwa Caroline Sommerfeld im Mai-Heft 2023 (S. 14) eine Zelle von Nationalsozialisten um Hans Grimm (Autor von „Volk ohne Raum“) zu einem Ort des Nachkriegswiderstands von Deutschen, „die sich entschieden nicht brechen, umerziehen, ködern oder ‚demokratisieren‘ lassen wollten.“ Manfred Kleine-Hartlages Ausführungen, wonach die politische Rechte in ihren Vorbereitungen auf den „Umsturz“ nicht nur „‚demokratische Optionen‘“ berücksichtigen dürfe und „das Kartell und seine Strukturen“ restlos „zerschlagen“ müsse (etwa durch „Auflösung aller Parteien und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ und „Enteignung der privaten Medienkonzerne“), brachten ihm seitens des Eckart die Auszeichnung „Buch des Monats“ ein (Mai 2022, S. 25). Dass das deutsche Grundgesetz „das demokratische Prinzip“ auf Dauer gestellt habe und dieses „auch nicht mit entsprechender demokratischer Mehrheit“ abgeschafft werden könne, wird von einem Eckart-Autor bedauert (Februar 2022, S. 12). Autoritäre (Ex-)Staatsmänner wie Jair Bolsonaro, Alexander Lukaschenko und Vladimir Putin werden als „patriotische[ ] Führungsfiguren“ gewürdigt, die „für den Erhalt ihrer Völker“ einträten (Juli/August 2021, S. 17). Robert Stelzl, dessen kremltreuer Aktivismus 2023 mediale Aufmerksamkeit erfuhr, hofft auf einen Sieg Russlands über die Ukraine, der „Teil des Heilungsprozesses“ sein werde (Oktober 2022, S. 14). Die Lukaschenko-Diktatur wird im Eckart zur „Schweiz im Osten“, zum „geordnete[n], saubere[n] Land mit einem stabilen System“ und zum „soziale[n] Volksstaat“ geadelt, in dem „das traditionelle Wertesystem noch aufrechterhalten“ werde (September 2020, S. 4f.). Mit Freude wird zur Kenntnis genommen, dass Russland und China eine „immer kritischere Haltung gegenüber der globalistischen Menschenrechtsideologie“ an den Tag legten (Juni 2021, S. 13).
Neben seiner prononcierten Demokratieskepsis charakterisiert den Eckart ein ausgeprägter Hang zu Verschwörungsphantasien, Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsklitterung (vgl. dazu auch den DÖW-Bericht über dessen Neuaufstellung 2019). Regelmäßig wird der Geburts- oder Todestage von NS-Größen gedacht – im Oktober und November 2024 etwa Erwin Rommel und Walter Nowotny, beide vorgestellt mit ihren NS-Propagandatiteln „‚Tiger von Wolchowstroj‘“ bzw. „‚Wüstenfuchs‘“. Immer wieder finden neonazistische Initiativen positive Erwähnung. Bekenntnisse zur „gott- und naturgewollten Ungleichheit“ (Juli/August 2021, S. 39) finden sich neben einer Auseinandersetzung mit den „rassischen Merkmalen“ von Kroat*innen (ebd., S. 10), der Präsentation deutscher Emigrant*innen nach Südamerika als „Vorkämpfer der deutschen Rasse“ (Jänner/Februar 2024, S. 27), einer Apologie des Kolonialismus als „Erfolgsgeschichte des schöpferischen Explorationsdranges der Europäer“ (Juli/August 2020, S. 4) und der Präventivkriegsthese in Bezug auf den deutschen Überfall auf die Sowjetunion (Juni 2021, S. 30). Die „lebensverneinende[ ] Gebärverweigerung einer Frau zugunsten einer lächerlichen ‚Karriere‘ oder eines ‚alternativen Lebensmodells‘“ wird im Eckart als „Verrat am eigenen Volk, der eigenen Sippe“ eingestuft. „Denn das wertvollste, das wir besitzen, ist unser genetisches Erbe, das zu bewahren und weiterzugeben höchste evolutionäre Pflicht ist.“ (Juli/August 2021, S. 17)
Die Laudatio im Rahmen der Preisverleihung hielt der emeritierte Wiener Universitätsprofessor Wilhelm Brauneder, laut Institutsbericht ein „begeisterter Leser des Magazins“. Gegenüber FPÖ-TV, das vom Dinghofer-Symposium berichtete, würdigte Brauneder den Eckart für dessen „Berichte über Themen, die andere Medien nicht bringen, […] die aber Hand und Fuß haben“. 2018 war Brauneder von der FPÖ mit dem Vorsitz über ihre Historikerkommission betraut worden.
Das Dinghofer Institut wurde 2010 unter der Ägide von Martin Graf gegründet. Benannt ist es, wie der von ihm vergebene Preis, nach dem Politiker (Deutsche Nationalpartei, Großdeutsche Volkspartei) Franz Dinghofer (akademische Burschenschaft Ostmark Graz). Als Präsident der provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich hatte er 1918 die Erste Republik mitbegründet, in der er u. a. als Justizminister wirkte. Außerdem war Dinghofer NS-Parteigänger, Ariseur und bekennender Antisemit – Umstände, die in seiner Biografie im Weblexikon der FPÖ-Parteiakademie (Freiheitliches Bildungsinstitut) keine Erwähnung finden.