Am Donnerstag, 6. Juli 2023, feierte unsere älteste Ehrenamtliche, Lotte Rybarski (geb. Freiberger), ihren 100. Geburtstag. Geboren im Jahr 1923 überlebte sie als Jugendliche gemeinsam mit ihren in Mischehe lebenden Eltern den Nationalsozialismus in Wien. Ihr jüdischer Vater und sie selbst konnten glücklicherweise durch die zum Judentum übergetretene und 1938 aus der Kultusgemeinde ausgetretene Mutter (die für die NS-Herrschaft als "Nicht-Jüdin" galt) aus vielen gefährlichen Situationen gerettet werden. Hier ein Auszug aus einem persönlichen Bericht über die Zeit zwischen 1938 bis 1945, der im DÖW archiviert ist:

"Die Transporte gingen in der letzten Zeit fast täglich, nun kamen die Alten, Kranken, das Spital dran, alle die früher zurückgestellt waren. Da passierte es, dass ein Auto nicht voll besetzt war. Da holte man ganz einfach von der Strasse Juden - sie hatten ja den Stern - und verlud sie auf den Lastwagen, wie sie waren, direkt zum Nordbahnhof. Wenn ich also in der Früh in die Arbeit ging, wusste ich nie, ob ich abends wieder nach Hause kam. Es kam öfter vor, dass meine Mutter meine Chefin Fr. Ostermann anrief und bat, mich so lange bei sich zu behalten, bis meine Mutter mich holte. Da ging die Nachricht herum, heute wird der Wagen nicht voll, sie holen von der Strasse. Fr. Ostermann tat es unter Gefahr, sie sperrte mich in ein Klo, damit die arischen mich nicht sehen, und übergab mich dann meiner Mutter. Mit verdecktem Stern gingen wir nach Hause."

Foto: Andreas Kranebitter, Winfried Garscha und Lotte Rybarski bei der Geburtstagsfeier.
(c) Ulrike Garscha

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes war seit seiner Gründung immer sehr stark vom Ehrenamt geprägt. Lotte Rybarski hat 27 Jahre lang als Ehrenamtliche im DÖW mitgearbeitet, bis es ihr mit 87 Jahren genug schien. Heute meint sie, dass sie sofort wieder damit anfangen würde. Das DÖW gratuliert herzlichst zum 100. Geburtstag.

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