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Das DÖW trauert um Willi Skalda

Ein Nachruf von Stephan Roth

Das DÖW trauert um seinen langjährigen Bibliotheksmitarbeiter Wilhelm Skalda, der am 23. Juli 2024 in Wien nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Mit Willi verliert das DÖW einen Freund und Kollegen, der über Jahrzehnte das ordnende Herz der Institutsbibliothek war.

 

Willi Skalda. Foto: DÖWGeboren am 16. Juni 1943 wuchs Willi in einer Arbeiterfamilie zunächst in Wien-Brigittenau und danach in Wien-Meidling auf. Da sein Vater kurz vor Kriegsende fiel, kamen neben seiner Mutter vor allem seinen aus Böhmen stammenden Großeltern – die mit ihm sowohl Tschechisch als auch Deutsch sprachen - eine wichtige Rolle zu. Nach der Schule absolvierte er eine Gartenbaulehre, übte den Gärtnerberuf aber nur kurze Zeit aus.

 

Den Großteil seines Erwerbslebens verbrachte Willi als Lagerist bei einem internationalen, auf landwirtschaftliche Maschinen spezialisierten Konzern in Wien-Meidling. Er besuchte die Gewerkschaftsschule, engagierte sich in der Personalvertretung, wurde zum Betriebsrat gewählt und betreute über Jahre die von ihm mitaufgebaute Betriebsbibliothek. Anfang der 1990er Jahre beschloss die Konzernleitung den Standort in Wien aufzulassen, Willi verlor mit Anfang 50 seinen Arbeitsplatz.

 

Es folgten Jahre der Arbeitslosigkeit, in denen Willi aber immer tätig blieb. Er begann sich im DÖW zunächst ehrenamtlich, später beruflich zu engagieren und unterstützte Herbert Exenberger bei der Arbeit in der Bibliothek. Auch nach Erreichen des Pensionsalters arbeitete Willi weiter in der Bibliothek des DÖW. Seinem Fleiß und seiner Beharrlichkeit ist die Umwandlung des Bibliothekskatalogs vom historischen Zettelkatalog zum zeitgemäßen, online abrufbaren OPAC zu verdanken. Auch bei der Lehrausbildung des ersten Bibliotheksassistenten im DÖW, Nedim Mujanović, brachte er sich mit großem Engagement ein. Willi und Nedim bildeten seither ein wunderbar zusammenarbeitendes Bibliotheksteam. Willi fühlte sich aber nicht nur für die Bibliothek verantwortlich, er half dort aus, wo es für den Betrieb des DÖW nötig war, so übernahm er für viele Jahre den Schlussdienst und verließ täglich als Letzter das Archiv.

 

Ein besonders inniges Verhältnis hatte Willi zu seiner Mutter, die über 90 Jahre alt wurde und die er in ihren letzten Jahren pflegte. Kurz nach ihrem Tod und seiner Pensionierung zog er ins Pensionistenheim auf den Loquaiplatz in Wien-Mariahilf. Als einer der „Jüngeren“ engagierte er sich auch im Heim für die Belange der Bewohnerinnen und Bewohner. Ganz Bibliothekar, war Willi ein leidenschaftlicher Leser, der seine Bücher oft und gerne mit Bleistiftnotizen kommentierte. Besonderes Interesse hatte er an Reiseliteratur und Berichten großer Expeditionsreisender. Er ging sehr gerne bergsteigen, mit fortschreitendem Alter wandern und zuletzt in den Wiener Weinbergen spazieren. Besonders die Wiener Hausberge, Schneeberg und Rax, hatten es ihm angetan. Eine spezielle Rolle spielte der Krumbachstein oberhalb von Reichenau an der Rax, den er Dutzende Male bestiegen hat und den er besonders mochte. In den letzten Jahren entdeckte Willi die Liebe zur klassischen Musik, insbesondere zur Barockmusik. An den Abenden, wenn er als Letzter im Archiv arbeitete, war „seine“ Musik überall in den Gängen des DÖW zu hören.

 

Willi war seinem Wesen nach sehr sachlich und rational, er führte bis zum Schluss ein selbstbestimmtes Leben. Die Vorstellung ihn nicht mehr – so wie in den vergangenen knapp 30 Jahren – täglich im DÖW zu sehen, ist schmerzvoll und kaum vorstellbar.

 

Adieu Willi, wir sehen uns wieder am Krumbachstein.

 


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