Der marxistische Historiker Univ.-Prof. Dr. Hans Hautmann starb am 3. Juli 2018 im Alter von 74 Jahren. Er war dem DÖW, dessen Kuratorium er angehörte, über Jahrzehnte verbunden.
Hans Hautmann wurde am 22. August 1943 in Wien geboren. Sein Vater Rudolf Hautmann war nach der Befreiung Wiens im April 1945 Chef des Polizeilichen Hilfsdienstes für die Kommandantur der Stadt Wien und damit de facto der erste Wiener Polizeipräsident der Zweiten Republik. Seine Mutter Leopoldine Hautmann war in den 1970er- und 1980er-Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin des DÖW. Auch Hans Hautmann selbst arbeitete – während seines Studiums der Geschichte und Germanistik an der Universität Wien – ehrenamtlich von 1966 bis 1968 im DÖW, wo er am Aufbau der Bibliothek mitwirkte. Hautmanns 1968 fertiggestellte Dissertation Die Anfänge der linksradikalen Bewegung und der Kommunistischen Partei Deutschösterreichs 1916–1919 erschien 1970 im Druck (Neuauflage 1971 unter dem Titel Die verlorene Räterepublik).
1969 wurde Hautmann Assistent des Universitätsprofessors Karl R. Stadler am neu gegründeten Institut für Neuere und Zeitgeschichte der Johannes-Kepler-Universität Linz, hier war er im Lauf der folgenden Jahre neben seiner Lehrtätigkeit auch am Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung tätig. An der Universität Linz startete – trotz Angriffen auf ihn wegen seiner Zugehörigkeit zur KPÖ – Hautmanns wissenschaftliche Karriere: nach mehreren Veröffentlichungen insbesondere zur Geschichte der österreichischen ArbeiterInnenbewegung habilitierte er sich 1982 mit einer Arbeit über die Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918–1924 (1987 als Buch erschienen und bis heute ein Standardwerk) zum Universitätsdozenten, 1988 erhielt er die Assistenzprofessur, 1997 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen. 1996 bis 1998 und 2000 bis 2005 war er Vorstand des Instituts für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz.
Hans Hautmann bei der Gedenkfahrt nach Engerau am
17. April 2016 (neben ihm seine Frau Claudia Kuretsidis-Haider)
Foto: Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
Auch im außeruniversitären Bereich war Hans Hautmann aktiv. Er war Mitglied der Historischen Kommission beim ZK der KPÖ sowie Gründungsmitglied der Alfred Klahr Gesellschaft, die sich seit 1993 mit der wissenschaftlichen Erschließung des Archivs der KPÖ befasst und der er bis 2005 als Präsident vorstand. Im selben Jahr trat er auch an der Universität Linz in den Ruhestand. Zahlreiche Veröffentlichungen – etwa in den Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft oder in der von der Alfred Klahr Gesellschaft herausgegebenen Publikationsreihe Quellen und Studien, aber auch in Sammelbänden des DÖW – sollten folgen.
Hautmanns Forschungsschwerpunkten entsprechend widmeten ihm FachkollegInnen und WeggefährtInnen 2013 – aus Anlass seines 70. Geburtstags – die Festschrift Geschichtsschreibung als herrschaftskritische Aufgabe. Beiträge zur ArbeiterInnenbewegung, Justizgeschichte und österreichischen Geschichte im 20. Jahrhundert, die von seiner Ehefrau Claudia Kuretsidis-Haider und Manfred Mugrauer herausgegeben wurde.