Am 26. August 2023 verstarb die Künstlerin und Historikerin Waltraud Häupl nach langer Krankheit in Wien. Häupl wurde 1935 in Wien geboren, studierte Malerei, Grafik, Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Wien und arbeitete viele Jahre als Lehrerin. Häupl hat sich große Verdienste um die Aufarbeitung der NS-Medizinverbrechen erworben. Besonders bemühte sie sich um die Erinnerung an die Kinder vom Spiegelgrund und die Würdigung der Opfer. Ihre Schwester Annemarie Danner war am Spiegelgrund ermordet worden, was Waltraud Häupl 1997 erfuhr und schließlich veranlasste, den Spuren aller ermordeten Kinder nachzuforschen.
Waltraud Häupl verfasste Standardwerke zum Spiegelgrund, insbesondere: Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund: Gedenkdokumentation für die Opfer der NS-Kindereuthanasie in Wien (Wien: Böhlau 2006). Weitere Arbeiten befassten sich mit den Morden im Schloss Hartheim (Oberösterreich) und in der Anstalt Niedernhart (Linz, Oberösterreich). Sie hielt Vorträge zum Thema und unterstützte viele Gedenkinitiativen. Die erste Bestattung von sterblichen Überresten von Opfern der NS-Kindereuthanasie am Spiegelgrund am Wiener Zentralfriedhof im Jahr 2002 war auch von ihr unermüdlich gefordert worden. 1999 wurde Waltraud Häupl mit dem Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet.
Ihre Recherchen fielen in die Zeit, als dem Euthanasie-Arzt Heinrich Gross noch der Prozess gemacht werden sollte, aber keine Verhandlung mehr zustande kam, als es viele Verbündete für eine Aufarbeitung gab, aber andere noch eine Mauer des Schweigens zu erhalten versuchten.
„Ich nahm mir vor, nicht aufzugeben. Ich wollte […] die vielen hundert Kinder und Jugendlichen beim Namen nennen und ihnen ihre Geschichte wiedergeben, um sie vor dem Vergessen zu bewahren“, schrieb Waltraud Häupl 2006. Ihr Name wird mit den Kindern vom Spiegelgrund verbunden bleiben.
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