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In Riga, der 1940 von der Sowjetunion annektierten Hauptstadt Lettlands, lebten im Jahr 1935 43.600 Juden, was einem Bevölkerungsanteil von 11,3 Prozent entsprach. Unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Truppen am 1. Juli 1941 erfolgten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Nach Einführung zahlreicher diskriminierender Verordnungen, nach Plünderungen und Massakern wurde im September/Oktober 1941 das mit einer Mauer umgebene Ghetto eingerichtet.
Von Ende November bis Anfang Dezember 1941 wurden ca. 27.000 vor allem lettische Juden, darunter aber auch ca. 400 vorwiegend ältere Personen aus Wien, im Wald vom Rumbula erschossen. Auf diese Weise sollte Raum für neue Transporte aus Deutschland und Österreich geschaffen werden.
Aus Österreich gingen am 3. Dezember 1941, am 11. und 26. Jänner und am 6. Februar 1942 Transporte mit insgesamt 4.200 Jüdinnen und Juden ab, die nach achttägiger Fahrt Riga erreichten. Die Deportierten wurden in das Ghetto eingewiesen oder mussten im Lager Salaspils Zwangsarbeit leisten. Aufgrund der furchtbaren Lebensbedingungen stieg die Sterblichkeitsrate der im Ghetto internierten Opfer, insbesondere bei geschwächten Menschen, vor allem aber bei älteren Personen und Kindern stark an.
Als im Februar 1942 der letzte von Wien nach Riga gesandte Transport eintraf, wurden beim Empfang am Bahnhof Skirotava jenen Menschen, denen der kilometerlange Fußmarsch zum Ghetto zu beschwerlich erschien, Lastkraftwagen – tatsächlich handelte es sich dabei um getarnte »Gaswagen« – zur Fahrt ins Ghetto angeboten. Von den 1.000 aus Wien Deportierten erreichten nur 300 Personen das Ghetto zu Fuß.
Nur ungefähr 800 der 20.000 nach Riga deportierten Männer, Frauen und Kinder haben die Selektionen, das Ghetto und die verschiedenen Konzentrationslager überlebt, darunter befanden sich auch ca. 100 österreichische Jüdinnen und Juden.