Pensionsakten der österreichischen NS-Vertriebenen als Quelle zur Holocaust- und Exilforschung
Projektleitung: Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer
Projektkoordination: Mag. Dr. Claudia Kuretsidis-Haider (e-mail)
SachbearbeiterInnen: Dr. Ursula Schwarz, Bertram Hofer (ehrenamtlich)
Laufzeit: 2014 bis 2017
Projektfinanzierung: Nationalfonds der Republik Österreich, Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung der Kulturabteilung (MA 7)
Ziel ist es, die bislang recherchierten Massendaten zu den österreichischen NS-Vertriebenen für die quantitative und qualitative Auswertung im Projekt Vertreibung und Vernichtung. Neue quantitative und qualitative Forschungen zu Exil und Holocaust zu verfeinern und somit die Repräsentativität der bereits vorhandenen Massendaten zu erhöhen. Wie sich gezeigt hat, stellen Akten zur Erlangung einer österreichischen Pension für NS-Vertriebene aufgrund der darin enthaltenen zahlreichen personenbezogenen Informationen einen wichtigen Quellenbestand für die Exilforschung dar.
Rechtsanwalt Dr. Egon Steinbach betrieb in den 1960er-Jahren im 1. Bezirk in der Wipplinger Straße eine Kanzlei und übersiedelte Anfang der 1980er-Jahre in die Braunschweiggasse im 13. Bezirk. Am 1. April 1991 musste Steinbach aus Alters- und Gesundheitsgründen in den Ruhestand gehen. Kanzleinachfolger wurde Dr. Karl Zerner, der Partner in der Rechtsanwaltskanzlei von Dr. Hugo Ebner war. Die Akten jener KlientInnen Dr. Steinbachs, die während der NS-Zeit gezwungenermaßen ins Exil gehen mussten, übernahm Zerner für die Nachfolgekanzlei von Hugo Ebner, die sie, bis zur Übergabe an das DÖW im Jahr 2006, aufbewahrte. Im Gegensatz zur Aktensammlung der Kanzlei Ebner ist dieser Bestand gut strukturiert und geordnet.
Die Sammlung Otto und Philippine Fischer (DÖW-Archiv Signatur 23261 = E 22725) kam im Dezember 1999 über Vermittlung ihrer Tochter Dr. Franziska Smolka-Fischer ans DÖW. Neben zahlreichen Mappen mit Dokumenten und Fotos privater Natur beinhaltet der Aktenbestand auch eine bislang unbekannte Anzahl an Pensionsakten von österreichischen NS-Vertriebenen. Seit 2013 wird der Nachlass vom DÖW gesichtet, geordnet und aufgearbeitet.
Philippine Fischer studierte Jus an der Universität in Graz. Sie war die einzige weibliche Studentin ihres Jahrgangs an der juridischen Fakultät und eine der ersten Frauen, die in Graz promovierten. Während der NS-Zeit flüchtete sie in die Sowjetunion. Im Dezember 1946 kehrte sie mit ihrem Mann Otto Fischer, einem Funktionär der Kommunistischen Partei, und ihren beiden Töchtern nach Österreich zurück. Im Alter von knapp 50 Jahren machte sie die Rechtsanwaltsprüfung und eröffnete eine Kanzlei, die sich u. a. auf Pensionssachen spezialisierte.