Karl Mark, geb. 1900 in Wien, Jusstudent. 1921-1934 Bezirkssekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Döbling, Exponent der "Linksopposition", Verhaftung im Februar 1934, April bis Oktober 1934 Haft im Anhaltelager Wöllersdorf, 1935 und 1936 neuerlich in Polizeihaft. Während der NS-Zeit gründete er mit Freunden die Widerstandsgruppe "Sozialistische Einheitsbewegung".
1945 Bezirksbürgermeister in Döbling, 1945-1966 Nationalratsabgeordneter, Parteivorstandsmitglied der SPÖ Wien, Bezirksobmann der SPÖ Döbling, Präsident bzw. Vizepräsident des Instituts für Wissenschaft und Kunst.
Verstorben 1991.
Es gab in der Steiermark und in Oberösterreich von 1933 angefangen starke linke Strömungen; Richard Bernaschek stand unter dem Einfluss seiner linken Freunde. Koloman Wallisch hat zwar nie zu den Linken gehört, im Gegenteil, er hat Ende Jänner 1934 im Parteivorstand beantragt, die Linken sobald wie möglich aus der Partei auszuschließen, aber das ist nicht mehr gelungen. Es waren nur mehr vierzehn Tage Zeit. Aber er hat namentlich genannt: Fischer, Wagner, Mark usw. sollen sobald wie möglich ausgeschaltet werden. Aber er hatte in Bruck versprochen, dass er, wenn es ernst wird, bei ihnen sein wird, und das hat er gehalten. Und er hat es mit seinem Leben bezahlt. [...]
Diese "Linke" ist aus der Jungfront hervorgegangen. Organisatorisch hatten wir ursprünglich ein fünfköpfiges Zentralkomitee, und das hat langsam begonnen, Verbindung in den Ländern und mit anderen Organisationen aufzunehmen. […]
Vom 8. Februar an bin ich im Polizeikommissariat gesessen, und am 10. Februar in der Früh hat man mich in die Roßauerlände gebracht. Dort war ich allein in einer Zelle. Bei der Einvernahme hat der Kommissar - er hat später zu der Gruppe der Naziputschisten gehört - auf mich eingeredet: "Revolution schon, aber nicht mit den Juden und ... ein neuer Wind weht durch die Lande."
Weiter ist nichts passiert und ich bin wieder in meine Zelle zurückgebracht worden. Plötzlich kommt ein Mann in die Zelle, der sich als Bezirkssekretär und Schutzbundführer von Ebreichsdorf herausstellte. Er hat mir genau erzählt, was bei den Einvernahmen bisher gesagt worden ist, welche Pläne sie schon wissen, welche Waffenlager ihnen bekannt sind usw. Kaum hat er das erzählt gehabt, ist er wieder geholt worden, und eine halbe Stunde später hat man mich freigelassen. Ich kann nichts anderes annehmen, als dass die Nazipolizisten unserer Partei Nachrichten zukommen lassen wollten, sonst ist das überhaupt nicht verständlich. Ich habe versucht herauszufinden, wo Otto Bauer zu erreichen ist, und habe das Sonntag vormittags auch erfahren, bin zu seiner Wohnung gefahren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er sich in diesen Tagen in seiner Wohnung aufhält. Er hat mich an der Tür ein bisschen ungnädig empfangen und sich meinen Bericht angehört und gesagt: "Das interessiert sicher noch jemand anderen" und führt mich ins Zimmer rein. Da saß Theodor Körner, mit einem riesigen Plan von Österreich, mit lauter roten Fähnchen, also offensichtlich, wo Schutzbundgruppen sind.
Ich habe also noch einmal alles genau berichten müssen, dann bin ich gegangen, weil ich das Gefühl gehabt habe, ich habe ja hier nichts mitzureden. Also insofern war es sehr merkwürdig, dass ich da offensichtlich als Bote benutzt worden bin. Für die Parteiführung war es sicher wichtig zu wissen, dass es losgeht, denn das hat mir der Kommissar deutlich gesagt.
Am Abend hat das der Innenminister Fey öffentlich bestätigt. [...]
Die letzte Sitzung der Linken war am 5. Februar, da haben wir die Lage analysiert und uns gesagt: Es ist sicher aussichtslos, wenn es in den nächsten Tagen losgeht. Wenn wir Zeit haben, können wir vielleicht eine Zusammenarbeit von militärischen, gewerkschaftlichen und politischen Kräften organisieren, neben dem Parteivorstand.
Wenn es jedoch im Februar losgeht, kann man den Leuten nur sagen: Widerstand leisten auf jeden Fall, auch wenn er aussichtslos ist. Und uns war klar, dass er im Februar aussichtslos ist. Aber wir haben trotzdem allen unseren Leuten gesagt, es muss Widerstand geleistet werden.