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Marija Tolmajer: "In einer Viertelstunde musst du verschwinden"

Marija Tolmajer, geb. 1911 in Radsberg/Radiše, Bäuerin. Mitte April 1942 mit ihrer Tochter und der Familie ihres Mannes in Lager der Volksdeutschen Mittelstelle deportiert: Ebenthal/Žrelec - Hagenbüchach - Frauenaurach (ab Mai 1942). Juli 1942 Geburt eines Sohnes. Nach Entlassung aus Frauenaurach nach Oberkärnten.

Verstorben.

 

 

Acht Tage vorher haben sie mich auf die Probe gestellt. Ich ging um Bettwäsche auf die Gemeinde für die Marjanca, es war ja alles auf Bezugsschein, na ja, und du musstest die Hand heben und mit "Heil Hitler" grüßen, da sagte der Bürgermeister: "Weißt du was, du kennst mich. ich kenne dich, wir beide werden uns Slowenisch ausreden, du brauchst die Hand nicht zu heben. Du wirst alles bekommen. In den nächsten Tagen, am Dienstag, wirst du alles bekommen."

 

In den nächsten Tagen, am Dienstag um halb sieben in der Früh, holten sie mich. Am 15. April in der Früh sagt meine Tante: "Koch du das Frühstück, ich werde in den Stall gehen." Sie geht, kommt zurück, sagt: "Ich weiß nicht, warum so viele Mannsbilder dort unten herumstehen, und so laut sind sie auch." Und ich antworte: "Weißt du was, höchstwahrscheinlich sind sie gekommen, um sich den Hof anzuschauen, damit sie den Vater nach Hause schicken während der Aussaat." Dann ein Luftzug und "Heil!", so grob, so laut, sie kommen herein, der Erste ist ein Höherer, ich werde unruhig, der sagt: "Aha, du schwarzer Hund, in einer Viertelstunde musst du verschwinden", darauf ich: "Wohin, warum?" "Frag nicht", und dann sagt er noch, dass ich Verbindungen nach Jugoslawien hätte. Ich antworte, dass ich noch nie in Jugoslawien gewesen sei, außer vielleicht als Schülerin vor langer Zeit auf einem Ausflug; da hebt er die Hand: "Sei nicht frech." Ich zittere, da setzt er das Bajonett an, und ich breche zusammen. Das passierte mir das erste Mal, noch nie vorher, noch nie. Wie sie sagten, dass ich wegmuss, sagte ich noch zu der Ukrainerin: "Karolina, geh zu meinem Vater und zu meiner Mutter" - meine Eltern haben in Radsberg gewohnt - "und sag ihnen: Die Mici muss fort." Und dieses Mädchen war so schlau, dass sie behauptete, sie müsse zur Näherin, als sie hinter ihr hergeschrien haben, wohin sie ginge. So viel Deutsch konnte sie. Sie ging ja nicht zur Näherin, sondern nach Hause, sodass dann mein Vater und die Schwestern gekommen sind. Die Mutter konnte nicht, die war halb tot vor Schreck. Nachbarn brachten noch die Mutter von meinem Mann und seinen Halbbruder; die Mutter war auch fix und fertig, sie saß auf dem Wagen.

 

Ich wusste ja gar nichts, ich war bewusstlos. Sie baten und bettelten dann, dass ich noch zu Bewusstsein kommen dürfe. Mein Mädchen lag noch auf dem Bett ohne alles, ohne Frühstück, genauso musste sie weg, wie sie da auf dem Bett lag. Als ich zu Bewusstsein kam, wollte ich ihr ein Frühstück richten, ein bisschen Milch, da sagte er: "Weg." Dann war es soweit, wir gingen bei der Tür hinaus, und in dem Moment wurde mir bewusst: fort, irgendwohin. Ich habe um das Mädchen gebeten, sie sollten sie mir in den Arm legen dort an der Schwelle, da war eine Schwelle aus Beton, ich kniete mich nieder, hielt das Mädchen, faltete die Hände und bat, mich zu erschießen. Mir wäre alles recht gewesen, ich wäre gerne daheim gestorben. Daheim, daheim. Nein, diese Pflicht hatten sie nicht. Ein Wiener sagte nur, dass sie das nicht machen dürfen, dass sie mich nicht einfach so erschießen dürften. Ich habe gefragt, warum nicht. "Das geht nicht." So viel Deutsch habe ich verstanden. Der Höhere schrie mit mir wie mit einem Arrestanten, obwohl ich noch nie gesehen habe, wie es dort zugeht, aber genauso stelle ich mir das vor, garstig. Ich musste aufstehen und gehen. Gehen. Mein Vater ging nicht mit, er küsste mich und gab mir die Hand: "Mici, auf Wiedersehen."

 

Ich kam herunter, dort stand ein Viehwagen, ohne Planken. Dort hinein stießen sie zuerst die Mutter von meinem Mann und seinen Bruder. Die Mutter fiel zuerst hin, dann stieg sie die Stiege hinauf, konnte wieder nicht weiter, sie haben sie wieder gestoßen, sie fiel hin, rappelte sich auf und setzte sich an den Rand. Dann kam ich. Aber dort war ein Teich, ich wäre mit dem Mädchen ins Wasser gegangen, da packte mich einer, ich glaube, der ahnte, was ich vorhatte, und sie hielten mich wie in der Zange. Hinein, zugesperrt, eine Stunde fuhren sie mit uns, wir wussten überhaupt nichts. Dann luden sie uns wieder um, in einen anderen Wagen, in dem es auch völlig dunkel war. Vielleicht dachten sie, dass die Leute das für ein Militärfahrzeug hielten. Wir fuhren nach Ebenthal, dort mussten wir hinaus. Ich hielt die Tante, der Sohn stützte die Mutter, und sie hatten mich umstellt, damit ich mir dort ja nichts antue. Was hätte ich mir antun sollen? In Ebenthal waren so viele Menschen, sie hatten ja schon den Tag zuvor mit der "Aussiedlung" begonnen.

 

Wir übernachteten dann in Ebenthal. Ein paar Leute ohne Kinder hatten noch Decken, und die legten sie uns auf Stroh, sodass ich mit dem Mädchen auf dem Stroh lag. Angezogen. Was hatte ich an? Sie hatten alles weggepackt, nichts mehr war übrig als mein weißes Hochzeitsgewand, und eine Jacke war noch im Kasten. Das hatte ich angezogen und fertig. Dann war noch ein Kreuz da, das mein Mann zur Hochzeit bekommen hatte, das habe ich auch mitgenommen. Schlimmer war es für die Kinder. Die Nachbarin hatte fünf Kinder, die weinten die ganze Nacht.

 

Dann riefen sie mich in die Kanzlei und fragten mich aus, wie es daheim sei, was daheim sei. Ich war nicht in der Lage zu antworten, sie mussten meinen Schwager holen gehen, den Nužej, dass er erzählte. Ich musste ja alles verlassen. Ich konnte nicht mehr. Seit wir von daheim weggegangen waren, wusste ich nicht mehr, wie es dort war, wie viel Vieh wir hatten, nichts. Der Nužej sagte dann, dass wir sechs Stück Vieh hätten und sechs Schweine und 200 Hühner. Ich war noch bei Bewusstsein, aber ich konnte nicht reden, ich zitterte am ganzen Körper, der Nužej hat mich gehalten, und ein Polizist, ein Gestapo-Mann, damit ich nicht zusammenbreche. Auf einmal kam mein Mann, er hatte gerade Urlaub. Er hatte Post bekommen, er solle nach Hause säen gehen, und er wusste von nichts, erst in Klagenfurt hatte er alles erfahren. Der Nužej ging hinaus, ein Gestapo-Mann mit ihm, er durfte nicht viel reden. Er sagte: "Geh hinein, die Mici ist hier und weiß nicht um sich." Mein Mann war fix und fertig. "Und die Mutter und die Tante, wir sind alle hier." Dann ließen sie ihn wohl hinein. Alles in allem waren vier Soldaten da, denen wurde gesagt, sie sollten gehen, wohin sie wollten, nur heim dürften sie nicht. Aber ich ließ meinen Mann nicht los. Ich glaube, dass ich im Kopf so viel Kraft hatte, dass ich so stark war, dass ich das Mädchen und ihn gehalten habe, und ich ließ sie nicht aus. Ich habe mit meiner schwachen Kraft erreicht, dass diese Soldaten mitdurften. Nur vier waren dort. Noch drei weitere, die ihre Familien im Lager hatten. Mein Mann hielt mich und das Mädchen. Ich zitterte nur. Was kannst du machen? Gar nichts.

 

Dann brachten sie uns weg. Wir wurden in Waggons gesteckt, ohne Fenster, wir wussten nicht, wohin wir fuhren. Mir war alles gleichgültig, Hauptsache, mein Mann war mit, das wollte ich. Wenn wir das Leben geben müssen, dann würde auch mein Mann dabei sein. Wir würden gemeinsam sterben. Auf mein Leben gab ich nichts mehr. Nichts mehr. In solch einer schweren Zeit vergisst du auf alles. Hätten sie mich erschossen, wäre ich daheim gefallen, oder wenn es mir unten gelungen wäre, wäre ich ins Wasser gesprungen mit dem Mädchen. Es ging nicht, sie haben es bemerkt.

 

Der Nužej, der Halbbruder meines Mannes, und seine Mutter sind in Kärnten geblieben. Der Vater vom Nužej hat erreicht, dass die beiden nach Hause zurückkonnten. Aber dann ist einer, der mit meinem Mann in die Schule gegangen war und nicht lesen und nicht schreiben konnte, in Klagenfurt herumgerannt und hat erreicht, dass sie doch wieder fortmussten. Sie kamen nach Frauenaurach. Zuerst waren wir nicht zusammen. Mein Mann erreichte dann, dass wir zu seiner Mutter und zu seinem Halbbruder nach Frauenaurach kamen.

 

Unser erstes Lager hieß Hagenbüchach, sonst war es ja schön, ein feines Haus, schöne Stiegen waren da. Dort erwarteten uns die Bauern mit Waffen, man hatte ihnen aufgetragen, auf uns aufzupassen, weil halt furchtbare Leute kommen würden. Dann empfingen sie uns aber sehr freundlich und sagten: "Was wir gehört haben, was ihr für Leute sein sollt. Wir haben gebetet und geweint." Und wir weinten auch, freilich haben wir geweint, wir wussten ja nicht, wo wir sind. Ich stand noch immer unter Schock, da übernahm mich dann eine, die in der Küche arbeitete, die sagte: "Ich werde auf die Mici aufpassen." Nach ein paar Tagen bin ich aus dem Bett geflohen, hinaus bei der Tür, dort waren Stiegen, die gingen gerade hinunter. Ich wäre da hinuntergesprungen, ich hätte es getan, aber die passten so auf mich auf, dass ich es nicht tun konnte, obwohl ich den Tod schon vor Augen hatte. Als mein Mann dann sagte, hier werdet ihr sein, ich muss zurück an die Front, da begann ich erst, ein bisschen nachzudenken. Und diese Frau passte wirklich auf, und sie half auch dem Mädchen sehr. Die bekam so einen Durchfall, aber alles ging gut, sie gaben ihr etwas Tee, sodass sie wieder gesund wurde. In der Zwischenzeit hat mein Mann erfahren, dass die Mutter und der Bruder in Frauenaurach waren, und so kam ich im Mai auch dorthin.

 

Im Juli musste ich dann ins Spital, ich habe den Nužej geboren. Die im Spital neben mir gelegen sind, glaubten, dass ich eine Russin sei. Ich wollte nichts reden, ich antwortete, wenn die Schwestern gefragt haben, sonst nichts. Im Spital gab es keine Ausnahmen, die Ärzte wussten, dass ich ein anderes Essen hätte bekommen müssen, ich war schon ziemlich unterernährt. lm Spital war es ja fein, wirklich, aber mit denen, die neben mir gelegen sind, redete ich nichts. Mir war das gleichgültig. Ich hätte acht Tage bleiben sollen, weil es mir aber so schlecht ging, blieb ich 14 Tage.

 

In Frauenaurach waren wir in Baracken untergebracht, in unserer Baracke Eltern und Kinder gemeinsam. 30, aber auch 50 waren drin, Stockbetten, ich lag unten, der Bruder meines Mannes oben, die Tante auch unten, darüber irgendwelche Kinder. Es verunglückten auch Kinder, sie fielen herunter. Freilich, ein Kind dreht sich und dann kracht es. In den Baracken waren wir nur Slowenen, da war es am Anfang überhaupt herrlich. Die Männer hatten ihre Harmonika mit, wir sangen noch Slowenisch, dann wurde es verboten. Und wir durften überhaupt nichts mehr.

 

Ordnung musste sein, alles aufgebettet, die Männer waren draußen, die Frauen auch, wenn sie keine kleinen Kinder hatten, dann mussten sie gehen. Das Aufräumen musste dann eine andere übernehmen. Tagsüber waren der Sani und die Schwestern im Lager, die einen freundlich, die anderen wie die Hunde. Der Lagerführer war ein furchtbarer Mann, niemand durfte ihm widersprechen, und einmal schrie er nur mehr: "Auschwitz", und wir wären nur mehr fürs Schlachten gut wie die Schweine. Das war wegen der Sprache, auch die alten Leute sollten Deutsch reden. Mein Mann war gerade auf Urlaub, und er durfte dabei sein. Er hat eine Zeit zugehört und dann ist er aufgestanden und hat dem Lagerführer gesagt, wie er sich das vorstellt. 60, 70, 80 Jahre alten Menschen heute zu sagen, ab morgen darfst du nur mehr Deutsch reden.

 

Der Lagerführer beschimpfte uns, unserer Tante hat damals die Hand so gezittert wie mir heute, er hatte ihr so auf die Hand geschlagen, dass sie ihr hinuntergefallen ist. " Heil Hitler" in der Früh anstatt des Gebetes, und der Lagerführer passte schön auf, wer die Hand nicht heben konnte, deswegen bekam unsere Tante als Erstes einen Schlag auf die Hände.

 

Wenn jemand etwas ein bisschen falsch machte, dann rief der Lagerführer 300 Leute in den Speisesaal, sofort, und wenn das ein Kind war, dann wurde es am Nacken gepackt und verprügelt. Unsere Marjanca wurde auch einmal verprügelt, mit zwei Mädchen, die immer mit unserer zusammen waren. Er schleppte sie in dieses Zimmer, das fürs Prügeln vorgesehen war. Sie waren überall blau, ganz blau, unsere hatte Schaum vor dem Mund. Was war geschehen? Es war Mai, die Mädchen gingen Blumen pflücken für die Mütter, für den Muttertag, sie haben schon gewusst, was das ist - Muttertag. Jede hat einen Löwenzahn gepflückt, meine für mich, die anderen für ihre Mütter. Als Erstes hat er ihnen die Blumen weggenommen, sie ihnen ins Gesicht geschmiert, dann hat er sie hereingeschleppt und sie verprügelt, unsere war ganz blau, aufgeplatzt, und dann hat er sie in die Baracke geschleppt und vor mich hingeschmissen. Mich hat fast der Schlag getroffen. Wir weinten alle, die Kinder mit uns, alle weinten wir. Ein Kind ist ja unschuldig, das war furchtbar, wegen zwei Blumen. Das war der Sani, der war fürs Strafen da. Eigentlich war er Sanitäter, deswegen haben wir ihn Sani genannt.

 

In unserer Baracke war einer, der musste schwer arbeiten, er war nicht ganz gesund. Die Frau musste ihr fünf Jahre altes Mädchen allein lassen und auch arbeiten gehen, sonntags durften die beiden im Lager sein. Dieses Mädchen wurde auch so verprügelt, sie war allein und hat kein Wort Deutsch verstanden, es hat ja keines der kleinen Kinder Deutsch verstanden, und da sagte der Vater des Kindes: "Wenn ich bitte etwas sagen darf, schlagt wenigstens die Kinder nicht." Die holten ihn sofort, sie verprügelten ihn dort in diesem Prügelzimmer, dann bekam er nichts zu essen, das war die Strafe. Er kam total verprügelt in die Baracke, er winkte nur so mit der Hand ab, voller Blut, alles aufgeplatzt. Du durftest nichts sagen, nichts. Und wenn sie die Tochter erschlagen hätten. Kurz darauf kamen sie ihn holen, in so einem großen schwarzen Auto, und brachten ihn weg. Die Mutter bekam die Asche. Ich weiß nicht, wohin er gekommen ist, wir hörten nichts, er kam nicht mehr zurück. Man musste aufpassen, weil ein slowenisches Wort durfte keiner hören. Auch die Erwachsenen wurden bestraft. Wir machten dann aus, wenn einer den anderen trifft - den Kopf senken. Das hat so lange gedauert, bis mein Mann eine Predigt hielt, dann hatten wir es ein bisschen leichter, wenigstens drinnen haben sie uns nicht mehr beschimpft. In der Baracke mussten wir immer leise sein, dieser Sani hat herumgeschnüffelt, der hat gepetzt.

 

Aus dem Lager durften wir nicht. Einige alte Mütter gingen trotz des Verbots zur Messe, unsere Tante, die Schwiegermutter und andere gingen zur Messe. Dann trugen sie mir auf, auf die Alten aufzupassen, sie dürften nicht aus dem Lager, überhaupt nicht. Sie waren draufgekommen, dass sie in die Kirche gingen. Dem Nužej sagten sie auch, er solle aufpassen. Nur damals widersprach der Nužej ordentlich. Er sagte, dass er jeden Tag um fünf zur Arbeit müsse, er wisse nicht, wohin die alten Frauen gingen und ich auch nicht, ich hätte die Kinder. Es war meine Aufgabe, auf sie aufzupassen, aber ich konnte nicht den ganzen Tag auf sie achten, sie verschwanden öfters, gingen im Lager herum und beteten, das war die Arbeit solch alter Leute. Und dieser Sani beobachtete immer, was die machten. Das Herumhocken und Beten war ja eine furchtbare Sünde bei den Nazis. [...]

 

Meine Schwester setzte sich sehr ein für mich. Wir hatten eine Bekanntschaft, eine Dr. Gelisija, Ärztin, die kannte den Kaibitsch, der für all das verantwortlich war. Meine Schwester erzählte ihr alles, und die ging dann zum Kaibitsch und der sagte, dass ich ins Klagenfurter Gebiet nicht dürfe, nach Oberkärnten aber schon. Meine Schwester ist dann in Oberkärnten von Haus zu Haus gegangen, so lange, bis sie einen Platz für mich gefunden hatte, bei einem Kleinbauern, der kein Nazi war, Slowene auch nicht. Später erzählte mir der Bauer, dass er mehrere Deserteure versteckte, elf waren es. Der nächste Nachbar wusste nicht, dass er sie fütterte, die sind in der Nacht zu ihm gekommen, er hat ihnen ein Abendessen gerichtet, und sie sind im Dunkeln wieder gegangen. Die Schwester teilte dem Nužej mit, dass sie einen Platz bekommen hätte, er hat gearbeitet, ihn konnte man anrufen. Das ging so schnell. Wir wussten auch, wo mein Mann war, es war ja noch Krieg. Er hatte einen Hauptmann, der gab ihm sofort Urlaub, er durfte ins Lager, und er half mir, alle halfen mir beim Packen. Es war Winter, geschneit hat es, als ich nach Oberkärnten kam.

 

Als ich dann nach Hause kam, musste ich in meinem Elternhaus wohnen, bis mein Mann aus dem Krieg zurückkam. Wir hatten ja keinen Platz, es war nichts mehr im Haus. Alles haben sie ausgeräumt, wir hatten keine Bleibe mehr. Die Tenne war zusammengefallen, keine Fenster, keine Türen, alles weg, was zum Wegtragen war, alles ausgeraubt.

 

Früher war ich nicht nervös. Wir lebten in Frieden, es gab keinen Krawall. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass so etwas kommt, nicht einmal, als wir den Hitler in Klagenfurt gesehen hatten. Ich war damals auch in Klagenfurt, bin gerade mit meiner Schwester vom Markt gekommen, da ist er angekommen. Die Weiber brüllten: "Heil Hitler! Heil Hitler!", und sie heulten, die waren ja alle verrückt nach dem Mannsbild. Wir wussten trotzdem nicht, was kommen wird. Seitdem bin ich nervös, seit dem Lager, da habe ich den ersten Anfall bekommen. Es war schlimm, wirklich schlimm.

 

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