Alfred Magaziner, geb. 1902 in München, Übersiedlung nach Wien, 1914 Kinderfreunde, 1920 Sozialistische Arbeiterjugend, Buchhändlerlehre, ab 1933 Redakteur bei der "Sozialdemokratischen Korrespondenz". Nach den Februarkämpfen 1934 Flucht nach Brünn, anschließend nach Zagreb. 1939 Ausweisung, über Italien und die Schweiz Emigration nach Großbritannien, dort führender Aktivist der sozialistischen Emigration, Austrian Labour Club. Juni 1940 Internierung und Juli 1940 Deportation nach Australien. 1941 Rückkehr nach England, Mitarbeit bei "London Information of the Austrian Socialists in Great Britain".
1946 Rückkehr nach Österreich. Journalist.
Verstorben.
Die Emigration [in England] hat sich dafür interessiert, wer wird da ankommen, wird es wirklich die Renner-Schärf-Gruppe sein oder kommen die Austromarxisten? Ich habe zu Walter Wodak gesagt, das Land werden die Leute führen, die die ganze Zeit da waren und all den Dreck mitgemacht haben, wir werden die Zeitungen machen und die Außenpolitik, das ist völlig genug. Das war meine persönliche Meinung. Erstens waren von der Emigration nur ganz wenige zurück, und als dann die Chance bestand zurückzugehen, hat es nur ganz wenige gegeben, die zurückwollten. Ich habe mich auf den Standpunkt gestellt, ich bin bereit zurückzugehen, wenn ich zurückgerufen werde; ohne Rückberufung gehe ich nicht. [...] Das hat Walter Wodak akzeptiert, und ich glaube, er hat Schärf veranlasst, dass sie mich zurückrufen sollen. Und zwar hat sich dann Folgendes entwickelt: Eines Tages hat mich ein Kollege, der Karl Ausch, zu einem Mittagessen eingeladen. Das ist in England üblich; wenn man mit jemandem über etwas Ernstes reden will, isst man mit ihm zu Mittag. Das war schon nach Kriegsende. Da hat er mir erzählt, er wird rückberufen, er geht nach Wien zurück, und zwar will man das "Kleine Blatt" wieder ins Leben rufen, und da er eben der letzte Ältere war, der beim "Kleinen Blatt" gearbeitet hat, ist er zurückberufen worden. Er gehe zwar, denn jede Rückberufung ist eine Rückberufung, aber es passe ihm nicht recht. Er war ja ursprünglich Bankbeamter, hat dann in England Nationalökonomie weiterstudiert [...] und hat gesagt: "Ich will in der 'Arbeiter-Zeitung' den Wirtschaftsteil machen." Aber er werde auf jeden Fall beim "Kleinen Blatt" die Chefredakteurstelle übernehmen. Dabei wurde an eine Tageszeitung gedacht, also nicht nur ein Wochenblatt. Anfangen werden wir aber mit einem Wochenblatt, weil es zu wenig Papier gibt für eine Tageszeitung. Wir machen das so, wenn es dann genug Papier gibt, gehen wir halt von der Wochenzeitung zur Tageszeitung über. "Wenn es dir passt, kannst du dort Chefredakteurstellvertreter werden!" Sage ich: "Bitte sehr, das nehme ich schon an. Gar nicht so schlecht!" Und richtig, nach einer kurzen Zeit ist er zurück und hat angefangen mit dem "Kleinen Blatt" und vor allem mit der Wirtschaftsrubrik in der AZ [Arbeiter-Zeitung]. Er konnte das nebeneinander machen, weil ja beide Zeitungen fast kein Papier gehabt haben. Aber trotzdem hat ihn das "Kleine Blatt" viel zu stark belastet, und von da an hat er ungefähr alle drei Tage entweder angerufen oder geschrieben: "Wann kommst denn du?" Und dann ist meine Frau leider krank geworden, und wir mussten länger bleiben. Das war dieser schauerliche Winter, der ganz schauerliche Winter, auch in England ganz schrecklich. Da habe ich gesagt, bevor sie nicht gesund ist, kann ich nicht zurück. Dann war es endlich soweit, dann sind wir genau, glaube ich, am 2. Mai 1946 in Wien eingetroffen. [...]
Ich habe mich eigentlich relativ leicht wieder eingewöhnt. Als Quartier haben wir zuerst ein Zimmer gehabt im 17 Bezirk. Dort in der Sektion habe ich jede Woche einen Diskussionsabend gemacht. Wir hatten ein mittelgroßes Lokal, das so ungefähr 80 Leute gefasst hat; das war bummvoll, so interessiert waren die Leute damals, vor allem bei einem Diskussionsleiter, der im Ausland gewesen ist und sich in der Weltpolitik auskennt.