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Frieda Fraenkel: Falsche tschechische Pässe

Frieda Fraenkel, geb. 1905 in Wien, Inhaberin eines Kosmetiksalons. Nach dem "Anschluss" Verfolgung als Jüdin, Flucht mit ihrem Mann über Belgien und Frankreich nach Italien, wo beide in Neapel die Befreiung Italiens durch die amerikanischen Truppen erleben.

1950 Rückkehr nach Wien.

 

 

Wir haben ein Geschäft in der Wiedner Hauptstraße gekauft, im Hotel "Kanton", und dann kam der Hitler. Wir mussten Hals über Kopf das Geschäft unserem Meister übergeben, für wenig Geld, und unsere neu adaptierte Wohnung in der Elisabethstraße gaben wir auch einer meiner Angestellten.

 

In der "Kristallnacht" wurden wir verhaftet und wurden auf der Roßauer Lände, jeder separat, über Nacht eingesperrt, und dann musste ich unterschreiben, dass ich binnen 24 Stunden Österreich verlasse. Wir waren damals durch meinen Mann polnische Staatsbürger. Als ich dann frei war, ging ich auf das polnische Konsulat, und dort musste man sich wahnsinnig lange anstellen. Mein Mann hat fast den Kopf verloren, man hat ihm seine Schreibmaschine weggenommen und alle seine Sachen. Die SS ist in unsere Wohnung gekommen und räumte sie aus, und was wir noch hatten, gaben wir in eine Kiste. Durch mein Geschäft hatte ich Beziehungen zum belgischen Konsul, der hat mir falsche tschechische Pässe vermittelt und ein Visum für Brüssel gegeben. [...]

 

Wir haben die Wohnung, nachdem wir eingesperrt worden waren, der Geschäftsführerin von meinem Geschäft übergeben, und sie hat uns 2000 Kronen gegeben. Mit diesem Geld konnten wir die falschen tschechischen Pässe kaufen und auswandern. Die Pässe haben wir bei einem Anwalt, bei einem nazistischen Anwalt, bekommen. Die hab ich abgeholt. Der Anwalt hat einen Revolver auf dem Schreibtisch gehabt und das Parteiabzeichen, und dort hab ich die zwei "gewaschenen" tschechischen Pässe, mit unseren Bildern schon drinnen, bekommen. Ich habe ihm das Geld hingelegt, das ich von der Wohnung hatte. Wir hatten grad so viel, dass wir nach Brüssel fahren konnten mit dem Zug. [...] Ich hab der neuen Wohnungsbesitzerin alles gelassen, nur unsere Habseligkeiten haben wir mit einem kleinen Handwagen nach Simmering gebracht. Wir waren ohne Wohnung. Wir hatten da in Simmering, wo eine Schwägerin eine kleine Wirtschaft hatte, einen kleinen Verschlag, dort haben wir gewohnt, bis wir so weit waren, dass wir unsere Pässe gehabt haben und wir wegkonnten.

 

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