Rudolf Gelbard, geboren 1930 in Wien, nach dem "Anschluss" 1938 Abbruch des Schulbesuchs aufgrund seiner jüdischen Herkunft, im Oktober 1942 mit seinen Eltern von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung 1945 Rückkehr nach Wien.
1975–1990 als Dokumentarist für Zeitgeschichte und Mitglied der Ombudsmann-Redaktion beim "Kurier" tätig. Als Zeitzeuge in Schulen, in der Erwachsenenbildung und im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen aktiv; Mitglied des Vorstands des DÖW.
Verstorben 2018
Wir sind dann von der Malzgasse nach Theresienstadt gekommen. Und da erinnere ich mich an eine sehr unangenehme Begebenheit: Als wir damals auf Lastautos geladen worden sind, sind wir am Schwedenplatz vorbeigekommen, dort ungefähr, wo jetzt der Eissalon ist. Ich erinnere mich – wir waren doch Frauen, Kinder, alte Männer auf diesem Lastwagen –, wie da eine größere Gruppe von Leuten stand; hinter den Vorhängen waren wahrscheinlich auch welche, die habe ich nicht gesehen. Und die haben damals gerufen: "Ha, ha, jetzt führen s' die Jüdelach, jetzt führen s' sie ins ..." Das war tiefste Genugtuung, das war schon eine Volksbelustigung, wie wir auf dem Weg ins KZ waren. Da war schon der Wiener Humor, das "goldene Wienerherzerl", das waren nicht fünf bis zehn Missgeleitete, sondern das waren schon hunderte, eine Menschentraube, die da mit Behagen unseren Weg zum Bahnhof und damit ins KZ begleitet hat. [...]
Jetzt erinnere ich mich, wie wir durch Prag gekommen sind, haben die gerufen: "Nazdar! (Servus!)" und: "Haltet aus!", die Tschechen. "Haltet aus!", "Hitler bald kaputt!" Und dann kamen wir in Bauschowitz an.