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Arnautović, Karl

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Арнаутович (Артаутович) Карл Карлович

Geboren: 08.07.1924, Wien

Beruf: Sanitäter

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 08.08.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Čeljabinsk

Verhaftet: 21.03.1943

Urteil: 21.08.1943, 10 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 2000, Lilienfeld

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Kind

Schicksal: überlebte

 

Karl Ferdinand Lasalle Arnautović (Arnautovic) wurde 1924 in Wien geboren. Sein Vater war Karl Kafka, der Lebensgefährte seiner Mutter (Mädchenname Beneš, geb. 25.09.1901), die nach ihrem ersten Mann Arnautović hieß. Karl Kafka war aktiver Schutzbündler und Februarkämpfer, sein Vater war ein gut situierter tschechisch-jüdischer Branntweiner. Nach dem Februaraufstand 1934 musste Karl Kafka eine lange Haftstrafe befürchten, flüchtete in die ČSR, von dort nach dem deutschen Einmarsch 1939 nach England, von wo er als Kommunist umgehend nach Australien deportiert wurde. 1941 durfte er nach England zurückkehren, wo er bis zur Pensionierung in Manchester in einer Fabrik arbeitete, er lebte dann ab 1960 wieder in Wien. Sein Sohn Karl Arnautović besuchte in Wien zeitweise die tschechische Schule, 1934 wurde er kurz nach seinem Halbbruder Slavoljub Arnautović zu einer Gastfamilie in die ČSR verschickt. Im August 1934 fuhren die Brüder dann zusammen mit einem hauptsächlich aus Schutzbündlerkindern bestehenden Kindertransport nach Russland, wo sie nach einem zweimonatigen Erholungsaufenthalt auf der Krim im privilegierten Moskauer Kinderheim Nr. 6 aufgenommen wurden. Nach der Schließung des Heimes 1939 wurden die Kinder auf andere Moskauer Kinderheime aufgeteilt. Karl Arnautovic war damit nicht einverstanden, er riss aus dem Heim aus, wurde eingefangen und riss wieder aus, lebte dann meist im Untergrund auf Dachböden etc.

 

Zur Zeit seiner Verhaftung am 21. März 1943 war Karl Arnautovic Sanitäter auf einer Baustelle des NKVD in Čeljabinsk. Wahrscheinlich wegen des Vorwurfs der Spionage wurde er im August 1943 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Noch im Lager lernte er eine russische Frau kennen, mit der er eine Tochter namens Ljubov' hatte. Nach zwölf Jahren im Lager freigelassen, wollte er nach Österreich zurückkehren, erhielt aber von den österreichischen Behörden keine Papiere. Erst aufgrund der Interventionen seiner Mutter bei den österreichischen Behörden erhielt Karl Arnautovic einen österreichischen Reisepass und Bundespräsident Körner erreichte anlässlich eines Staatsbesuchs in Moskau, dass Karl Arnautovic mit seiner Familie nach Österreich zurückkehren konnte. Seiner Frau gefiel es in Österreich nicht, und sie kehrte mit dem Kind nach Russland zurück, kam aber nach sechs Jahren mit der Tochter wieder nach Österreich. Nach der Scheidung blieb sie in Österreich, die Tochter wurde dem Vater zugesprochen. Karl Arnautovic heiratete dann die ebenfalls aus der Sowjetunion zurückgekehrte Erika Spirik, ließ sich von ihr scheiden und heiratete noch zwei Mal, hatte mehrere Kinder. Er eröffnete in München ein Übersetzungsbüro und betrieb einen schwunghaften Handel mit Russland, brachte es zu einem ansehnlichen Wohlstand. Im Alter lebte er in Niederösterreich, im Jahre 2000 starb er in Lilienfeld. Seine älteste Tochter Ljubov' arbeitet als Journalistin in Wien.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, GARF, Familie

 

Siehe auch Fritz Beyes: Schutzbündler-Kinder in der Sowjetunion, Zürich u. a. 1935;

Ljuba Arnautovic, Slavko und Karli Arnautovic, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer, Wien 2013, S. 134 ff.

 

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