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Name russisch: Фессль (Фесель, Фессель) Франц

Geboren: 1888

Beruf: Schneider

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1928

Wohnorte in der Sowjetunion: Omsk, Dittel' (Wolgadeutsche Republik), Stalingrad, Šemacha (Aserbeidschan)

Urteil: 14.04.1936, 1 Jahr Lagerhaft

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: überlebte

Franz Fessl wurde 1888 geboren. Er wurde 1914 in die k.u.k. Armee einberufen und geriet bereits nach vier Monaten an der russischen Front in Kriegsgefangenschaft. Er wurde in Sibirien interniert und konnte erst 1921 nach Österreich zurückkehren, wo er am 22. Februar 1922 in Wien eintraf. Um nicht arbeitslos zu sein, ging er zum Militär, wo er bis 1924 blieb, anschließend arbeitete er als Schneidergehilfe. 1924 wurde Franz Fessl Mitglied der KPÖ. 1928 erhielt er am russischen Konsulat die Erlaubnis, nach Russland zu übersiedeln, er dürfte mit seiner Familie noch im gleichen Jahr dort angekommen sein. Vom ZK der Partei in Moskau wurde ihm ein Arbeitsplatz in Omsk zugeteilt. 1931 übersiedelte er nach Dietel (Диттель bzw. Олешня, Франкский кантон) in die Wolgadeutsche Republik. 1932 zog er nach Stalingrad, um dort in der Traktorenfabrik zu arbeiten. Krankheitshalber wurde Fessl ein Klimawechsel nahegelegt, daraufhin übersiedelte er nach Šemacha in Aserbeidschan. Dort arbeitete er bis 1935 in Sowchosen als Viehzüchter, bis er wegen Auseinandersetzungen mit einem Sowchosleiter in Schwierigkeiten geriet. Er musste seinen Pass abgeben, auch das Parteimitgliedsbuch wurde eingezogen. Schließlich wurde er im April 1936, wie Fessl selbst schreibt, wegen "kalten Verhaltens" (§ 146) zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt. Aufgrund einer Amnestie wurde ihm die Strafe erlassen. Im Februar 1937 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft. In die VKP (b) wurde er wahrscheinlich nicht überführt (wesentliche Dokumente dazu gingen verloren, deshalb konnte das EKKI [Exekutivkomitee der Komintern] darüber keine Auskunft geben). Auch eine Neuaufnahme in die Partei dürfte gescheitert sein, weil sich Anton Kraevskij, der Leiter der Kaderabteilung des EKKI, dagegen aussprach.

Fessls Sohn Franz Fessl jun. (Франц Францевич Фесель), geboren am 29. Februar 1912 in Oberhollabrunn (Hollabrunn), wurde am 29.07.1935 die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen. 1941 wurde er zusammen mit Hunderttausenden Einwohnern der Republik der Wolgadeutschen deportiert und durfte seinen Verbannungsort im Omsker Gebiet nicht verlassen. Er konnte sich erst ab Jänner 1956 wieder frei bewegen. Franz Fessl jun. wurde am 17. Juli 1997 rehabilitiert.

Quelle: ÖSTA, GARF, lists.memo.ru

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