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Frankl, Felix

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Франкль Феликс Альфредович

Geboren: 24.07.1896, Perchtoldsdorf (NÖ)

Beruf: Ingenieur

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1921

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 08.03.1938, Moskau; 12.09.1941, Gulag

Anklage: Spionage, antisowjetische Agitation

Urteil: 08.06.1938, 8 Jahre Lagerhaft; 12.09.1941, Kriegstribunal der NKVD-Truppen beim Bau der Nord-Pečora-Eisenbahnlinie, Tod durch Erschießen

Gestorben: 10.02.1942, Gulag

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Der in Perchtoldsdorf bei Wien 1896 in einer gut situierten Familie geborene Felix Frankl (Феликс Альфредович Франкль) studierte in Jena Agrarwirtschaft und übersiedelte nach dem Studienabschluss nach Berlin. Von 1919 bis 1923 war Frankl Mitglied der KPD. Aus Interesse an Fragen der agrarischen Entwicklung in der Sowjetunion emigrierte er 1921 aufgrund einer Einladung des Volkskommissariats für Landwirtschaft und mit Zustimmung der Partei nach Russland, wo er in Moskau eine gute Position als Ökonom beim Volkskommissariat für Landwirtschaft erhielt. 1933 begann er zur Weiterbildung ein Studium an der Baumann-Hochschule für Mechanik und Maschinenbau. Am 20. März 1936 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft.

 

Er wurde am 8. März 1938 zusammen mit seiner Frau Gisela Spitzer in Moskau verhaftet und zu einer achtjährigen Lagerstrafe wegen Spionage und antisowjetischer Agitation verurteilt. Es wurde ihm vorgeworfen, dass er 1921, kurz vor seiner Abreise nach Russland nach Österreich gefahren und dort verhaftet worden sei. Ein Beamter namens Münchenau habe ihn unter Druck gesetzt und zur Spionage angeworben. In Moskau habe er dann geheime Informationen über die sowjetische Wirtschaft dem österreichischen Gesandten Otto Pohl übermittelt. Frankl "gestand" und wurde am 8. Juni 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. In einer Eingabe an den obersten Staatsanwalt der UdSSR aus dem Gulag vom 15. November 1939 argumentierte Frankl, dass er in Österreich niemals verhaftet worden sei und dass er den Namen des Beamten, der ihn angeblich angeworben habe, im Verhör mit "von Münchenau" angegeben habe, womit er natürlich Baron Münchhausen gemeint habe.

 

Hintergrund der Verhaftung war, dass ein Arzt, der den an Tuberkulose erkrankten Sohn Frankls behandelt hatte, verhaftet worden war. Entscheidend dürfte jedoch der Kontakt von Gisela Spitzer mit Karl Radek gewesen sein: Gisela Spitzer hatte Mitte der 1920er-Jahre an der Sun-Yat-sen-Universität in Moskau unterrichtet, als Karl Radek Rektor dieser Universität gewesen war. Auch war Spitzer mit einer Reihe anderer verhafteter Personen in Kontakt gewesen, zum Beispiel dem ungarischen Schriftsteller Béla Illés oder dem deutschen Schriftsteller Karl Schmückle.

 

Am 12. September 1941 wurde Frankl im Lager Sevželdorlag (Republik Komi) erneut verhaftet, wegen antisowjetischer Agitation zum Tode verurteilt und am 10. Februar 1942 erschossen. Er war ein Cousin zweiten Grades des in Moskau lebenden, aus Wien stammenden Physikers Felix Frankl (Феликс Изидорович Франкль, 1905-1961), der sich 1956 um die Rehabilitierung seines Verwandten sowie Franz Quittners bemühte.

 

Der aus Perchtoldsdorf stammende Felix Frankl (Феликс Альфредович Франкль) war ein enger Freund des holländischen Kommunistenführers Sebald Rutgers, der in den 1930er-Jahren vorübergehend in Moskau lebte. Rutgers versuchte vergeblich, für das Ehepaar Frankl-Spitzer und den ebenfalls verhafteten Hersch (Heinrich) Nagler zu intervenieren, weil er sie für treue Kommunisten hielt. Das Ehepaar Karl und Gertrude Trincher (Gertrude Trincher war die Tochter von Sebald Rutgers) erhielt etwa 1938 einen Brief von Felix Frankl aus dem Lager mit der Bitte, ihn an Stalin weiterzuleiten. Der zur Zeit der Verhaftung seiner Eltern neunjährige Sohn Harald Walter Frankl (geb. 24.10.1928) wurde in ein Kinderheim des NKVD in der Ukraine gebracht, wo ihn Gertrude Trincher einmal besuchen konnte. 1956 bemühte sich Harald Frankl um die Rückgabe seines Eigentums, vor allem der Bibliothek seines Vaters.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, GARF, ÖStA

 

Siehe auch Gertrude Trincher-Rutgers, Das Haus in Miass. Odyssee einer Kinderärztin, Wien 1993;

Karl Trincher, Mut zur Wissenschaft. Mein Leben als Arzt, Forscher und Entdecker der "Physik des Lebens". Eine Autobiographie, Ludwigsburg 1995.

 

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