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Iranyi, Paul

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Ираний Павел Бернардович

Geboren: 18.03.1901, Wien

Beruf: Elektroingenieur

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 02.11.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Kamensk (Ukraine), Sverdlovsk

Verhaftet: 02.02.1938, Sverdlovsk

Anklage: Spionage, Diversion

Urteil: 23.05.1939, freigesprochen

Gestorben: 1984, Sverdlovsk

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: aus der Haft entlassen

 

Paul Iranyi (Irany) wurde 1901 in Wien in einer jüdischen Familie geboren. Sein Vater Bernhard Iranyi war Herausgeber einer Fachzeitschrift für Versicherungswesen und aktiver Sozialdemokrat in Wien-Hietzing. Paul Iranyi begann 1919 sein Studium, das er durch Arbeit in Fabriken finanzierte, an der Technischen Universität Wien. 1925 erhielt er das Ingenieursdiplom. 1919 trat er der SDAP bei, 1926 dem Schutzbund. Er war Mitglied der SDAP-Linken und wechselte 1933 zur KPÖ. 1925 heiratete er die Ärztin Leontine Weiss und begann im Wiener Städtischen E-Werk im Bereich des Hochspannungsnetzes zu arbeiten. Es folgten Arbeits- und Studienaufenthalte in Deutschland.

 

Nach dem Februar 1934 verlor er aus politischen Gründen seinen Arbeitsplatz im E-Werk. Da er längere Arbeitslosigkeit befürchten musste, fuhr er im November 1934 mit Erlaubnis der Partei, einer Empfehlung an die Komintern und einem Touristenvisum in die UdSSR. Sein erster Arbeitsplatz in der UdSSR war beim Bau eines Laboratoriums in den F.Ė. Dzeržinskij-Werken für Metallurgie in Kamensk (Ukraine). 1935 kehrte Iranyi für einen Monat nach Wien zurück, um seine Familie nachzuholen. In der Folge ließ er sich in Sverdlovsk (Ekaterinburg) nieder, wo er als Abteilungsleiter in einer neuen Fabrik für Hochspannungsapparaturen Arbeit fand. Aufgrund erbärmlicher Wohnverhältnisse starb im Jahr 1936 das erste Kind Beatrix an einer Infektion. 1937 wurde der Sohn Alfred, 1940 die Tochter Inge geboren. Am 2. Juli 1936 nahm die Familie die sowjetische Staatsbürgerschaft an.

 

Paul Iranyi wurde am 2. Februar 1938 in Sverdlovsk verhaftet. Er wurde der Spionage für Deutschland beschuldigt und unterschrieb nach einem Verhör am 17. Februar aufgrund eines Tricks des Untersuchungsrichters, der ihm u.a. baldige Freilassung versprach, und wohl auch aufgrund mangelnder Russischkenntnisse am 21. Februar ein Schuldeingeständnis. Beim nächsten Verhör am 25. März widerrief er dieses Geständnis. Mehrere Eingaben Iranyis an den Volkskommissar für Inneres bewirkten vorerst nichts, am 23. Mai 1939 schließlich beschloss der NKVD seine Haftentlassung.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg korrespondierte Iranyi mit dem KPÖ-Vertreter in Moskau, Friedrich Hexmann, in Fragen der Rückkehr nach Österreich, blieb aber schließlich in der Sowjetunion, wo er 1984 starb. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wanderte seine Tochter mit ihrem Sohn nach Wien aus, sein Sohn nach England.

 

 

Quelle: Familie, RGASPI, ÖStA

 

Siehe auch den Beitrag von Inge Plotizina, Paul Iranyi, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945), Wien 2013, S. 143.

 

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