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Kersche, Gregor

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Керше Грегор Рохусович (Веллер Франц)

Geboren: 11.05.1892, Suetschach (Kärnten)

Beruf: Funktionär

Letzter Wohnort in Österreich: Klagenfurt

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 12.05.1935

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Odessa, Ufa

Verhaftet: 22.04.1945, Wien

Anklage: Landesverrat

Urteil: 28.08.1945, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 27.01.1965, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Gregor Kersche wurde 1892 in Suetschach (Sveče) in der Gemeinde Feistritz im Rosental geboren. Sein Vater war ein Kleinbauer. Gregor Kersche absolvierte eine Handwerkerschule und die maschinengewerbliche Fachschule in Klagenfurt. Anschließend arbeitete er im Marine-Arsenal in Pula und verschiedenen größeren technischen Betrieben als Anreißer und Zeichner. Ab 1910 war er Mitglied der SDAP und des Metallarbeiterverbandes.

 

Kersche diente im Ersten Weltkrieg an der russischen Front und wurde im Februar 1915 in Galizien von russischen Truppen gefangengenommen. In der Nähe von Penza und Tula interniert, schloss er sich im Lager den Bolschewiken an. In der Kerenskij-Zeit wurde er als Streikführer der Kriegsgefangenen verhaftet. Nach der Machtergreifung der Bolschewiken wurde er Mitglied des Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrates im Gouvernement Tula. Kersche kehrte 1919 nach Österreich zurück, trat der KPÖ bei und gründete Ortsgruppen in Kärnten. Ab 1919 war er Mitglied des ZK, ab 1929 des Politbüros der KPÖ, zuständig für Agrarfragen und Agitation unter den Kleinbauern. 1919-1929 leitete Kersche eine Werkstatt in Klagenfurt, wo er Bohrmaschinen nach eigenem Patent herstellte. Nach dem Verbot der KPÖ lebte er in Österreich zwei Jahre in der Illegalität und war als bekannter Kommunist für die Parteitätigkeit praktisch unbrauchbar. Mehrmals war er in Haft, insgesamt acht Monate.

 

1935 wurde Kersche zur Teilnahme am 7. Kongress der Komintern nach Moskau entsandt. Dort arbeitete er bis April 1936 in der Profintern (Rote Gewerkschafts-Internationale), wo er im Zuge eines Personalabbaus gekündigt wurde. Anschließend versuchte er, sein Patent für Bohrmaschinen in der sowjetischen Leichtindustrie zur Verwendung zu bringen, was Ernst Fischer unterstützte. Kersche zog dann nach Odessa, arbeitete in einem Maschinenbaubetrieb und wurde im Krieg nach Ufa evakuiert. In der UdSSR führte Kersche den Namen Franz Wehle (oder Weller).

 

Zusammen mit den Österreicherinnen Aloisia Soucek und Hilda Mraz wurde Kersche zum Einsatz als Fallschirmagent im Deutschen Reich ausgebildet. Als Leiter der Gruppe gelangte er 1943 ins Deutsche Reich, wo er in Wien Kontakt mit Widerstandsgruppen aufnahm, u. a. mit der von Karel Hudomalj geleiteten Anti-Hitler-Bewegung und mit Irma Michalek, die ihn mehrere Monate versteckte. Anfang Jänner 1944 wurde Kersche verhaftet. Unter der Folter der Gestapo gestand er und verriet wahrscheinlich das Versteck von Aloisia Soucek und Hilda Mraz, die am nächsten Tag verhaftet wurden.

 

Alle drei überlebten die Gestapo-Haft, konnten sich aber nach der Befreiung Wiens nur kurze Zeit ihrer Freiheit erfreuen. Kersche wurde am 22. April 1945 vom NKVD in Wien verhaftet und in die Sowjetunion deportiert, wo er am 28. August 1945 wegen Landesverrats zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Nach 1953 war die KPÖ gegen seine Rückkehr nach Österreich, vermutlich wegen des ihm nachgesagten "schlechten Benehmens" während der Gestapohaft in Wien.

 

 

Quelle: DÖW, RGASPI

 

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