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Maurer, Johann

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Маурер Иоган Иоганович

Geboren: 11.05.1912, Wien

Beruf: Spengler, Fräser

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov, Stalingrad, Barnaul

Urteil: 10 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 1970, Barnaul

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Der Spengler Johann Maurer, geboren 1912 in Wien, war ab 1925 Mitglied der SAJ, ab 1930 der SDAP und des Schutzbundes. Nach dem Ende seiner Lehrzeit war Maurer, abgesehen von Gelegenheitsjobs bei den ÖBB und der Gemeinde Wien, meist arbeitslos. Während der Kämpfe im Februar 1934 geriet seine Schutzbundgruppe (aus der Alarmkompanie im Wiener Prater) in ein Gefecht, als Kriminalbeamte in eine Wohnung eindringen wollten. Nachdem die meisten der mobilisierten Leopoldstädter Schutzbündler in einer Lagerhalle am Handelskai umzingelt und festgenommen worden waren, versteckte sich Maurer und konnte mit Hilfe der KPÖ in die ČSR flüchten.

 

Mit dem ersten Schutzbundtransport gelangte er im April 1934 in die Sowjetunion, wo er im Traktorenwerk in Char'kov als Dreher arbeitete, bevor er sich für den freiwilligen Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg meldete. Im Juni 1936 (nach anderen Angaben 1935) wurde er Mitglied der KPÖ. In einem Lager der Roten Armee machte Maurer einen sechswöchigen Infanterieoffizierskurs und sollte in Spanien einen Zug kommandieren. Maurer diente unter dem Namen Otto Dietz ab April 1937 in der 11. Internationalen Brigade, zuerst als Sergeant, dann als Leutnant. Im Juni 1937 wurde er an der Front verwundet und erkrankte anschließend an Typhus. Später wurde Maurer von deutschen Kaderfunktionären der Interbrigaden sehr positiv ("intelligent, tapfer") charakterisiert, die Zuschreibung "nervös" deutet allerdings auf psychische Folgen der Fronterfahrungen hin.

 

Nach seiner Rückkehr nach Char'kov arbeitete Maurer als technischer Zeichner. Die KPÖ befürwortete einen Sanatoriumsaufenthalt für Maurer, der noch 1941 unter seinen Kriegserlebnissen in Spanien litt. Maurer war 1942/43 für einen Einsatz hinter den feindlichen Linien vorgesehen, er konnte jedoch aufgrund der Evakuierung seines Betriebes aus Char'kov, zuerst nach Stalingrad und im August 1942 nach Barnaul im westsibirischen Altaj-Gebiet, nicht rechtzeitig kontaktiert werden.

 

Im Jänner 1945 begann Maurer eine militärische Spezialausbildung, vermutlich als künftiger Fallschirmagent, aber bereits im Februar meldete der NKVD schwere Bedenken gegen seine Verwendung an: er sei mit dem Schutzbund- und Spanienkämpfer Bernhard Schein befreundet, dem wegen Kontakten zu Trotzkisten in Spanien die Rückkehr nach Char'kov verwehrt worden war (Schein starb am 08.07.1942 im KZ Stutthof); in Char'kov habe Maurer Verbindungen zu einem gewissen Zettl gehabt, der in Char'kov geblieben sei und schließlich in der Deutschen Wehrmacht gedient habe; auch sei Maurer im Zusammenhang mit Unstimmigkeiten in der kleinen österreichischen Kolonie in Barnaul aufgefallen. Anhand dieser Vorwürfe schlug der Schulungsleiter Guljaev vor, dass Maurer zurück nach Barnaul geschickt werden sollte. Friedrich Hexmann, der Vertreter der KPÖ in Moskau, und Georgi Dimitrov unterstützten den Vorschlag. Kurz danach dürfte Johann Maurer in Haft genommen worden sein. Er wurde zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt.

 

Maurer soll um 1970 in Barnaul gestorben sein.

 

 

Quelle: DÖW, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI

 

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