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Name russisch: Пельцман Иосиф Стефанович
Geboren: 28.02.1901, Kaindorf (Steiermark)
Beruf: Maurer
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov
Verhaftet: 01.07.1935, Char'kov
Anklage: Antisemitismus, antisowjetische Agitation
Urteil: 03.08.1935, Gebietsgericht Char'kov, 4 Jahre Lagerhaft
Gestorben: 12.08.1938, Gulag
Rehabilitiert: 11.05.1990, Oberstes Gericht der Ukraine
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: im Lager umgekommen
Josef Pelzmann wurde 1901 geboren. Zum Geburtsort gibt es divergierende Angaben (in Frage kommen Kaindorf im Bezirk Hartberg in der Oststeiermark, weiters Dienersdorf bei Kaindorf, aber auch ein Ort in Ungarn). Pelzmann war seit 1927 Mitglied der KPÖ. Als Februarkämpfer wurde er 1934 von der österreichischen Polizei zur Verhaftung ausgeschrieben. Er konnte in die ČSR flüchten, mit dem ersten Schutzbundtransport gelangte er im April 1934 in die Sowjetunion.
Er gehörte zu den schlecht entlohnten Bauarbeitern unter den Schutzbündlern in Char'kov, nach eigenen Angaben erhielt er nach zwei Monaten anstrengender Maurerarbeit lediglich 20 Rubel und die Kündigung. Er hatte einen offenen Streit mit der Leitung des Schutzbundkollektivs und soll deren Mitglied Fritz Turnheim auf der Straße tätlich angegriffen und antisemitisch beschimpft haben. Vor dem Vorfall hatte Pelzmann versucht, die sowjetische Grenze bei Leningrad illegal zu passieren. Er wurde festgenommen und nach Char'kov zurückgeschickt, wo er in einer Versammlung des Kollektivs eine Loyalitätserklärung abgeben musste. Am 17. April 1935 befasste sich das Char'kover Schutzbundkollektiv mit dem Fall Pelzmann. Viele der Anwesenden nahmen ihn in Schutz, ein Teil verließ aus Protest gegen das Scherbengericht den Versammlungssaal. Pelzmann wurde aus dem Kollektiv ausgeschlossen.
Am 1. Juli 1935 wurde er in Char'kov (nach anderen Angaben in Moskau) verhaftet. Zu der öffentlich zugänglichen Gerichtsverhandlung wurde seinen Entlastungszeugen der Eintritt verwehrt, fanatisierte Kollektivleitungsmitglieder hingegen durften ihn mit ihren Aussagen schwer belasten. Nach seiner Verurteilung am 3. August 1935 zu vier Jahren Lagerhaft wegen Antisemitismus und antisowjetischer Agitation konnte Pelzmann aus dem Char'kover Gefängnis Холодная гора einen Brief an seinen Freund Franz Doupnik (geb. 03.08.1901), der 1935 nach Österreich zurückgekehrt war, herausschmuggeln. Der Fall Pelzmann löste große Verbitterung im Char'kover Schutzbundkollektiv aus und trug wesentlich zu einer immer stärker werdenden Heimkehrerwelle bei. Josef Pelzmann starb am 12. August 1938 im Gulag.
Quelle: ÖStA, RGASPI, GARF