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Name russisch: Пфейфер Франц Францевич
Geboren: 22.10.1910, Wien
Beruf: Techniker
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 20.04.1931
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 11.06.1937, Moskau
Anklage: antisowjetische Propaganda und Agitation, Spionage
Urteil: 26.12.1937, Sonderberatung (OSO), Ausweisung
Rehabilitiert: 27.04.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: andere
Schicksal: ausgewiesen
Franz Pfeiffer wurde 1910 in Wien geboren. Nach einer höheren technischen Ausbildung arbeitete er in einer Textilfabrik. Er war von 1927 bis 1930 Mitglied der SDAP und von 1930 bis 1932 des KJV; in seiner Zeit in Russland bezeichnete er sich als Sympathisant der VKP (b). 1931 heiratete er die aus Rumänien stammende jüdische Kommunistin Maria Rubinstein. Mit ihr zusammen reiste er mit einem Touristenvisum im April 1931 nach Russland. In einem Brief vom 1. Juni 1937 an das Landesgericht für Zivilsachen in Wien verlangte er die Scheidung von Maria Rubinstein, weil sie ihn nur wegen der österreichischen Staatsbürgerschaft geheiratet habe, um auf diese Weise nach Russland zu kommen. Sie habe ihn bereits im Oktober 1932 verlassen, die Ehe sei im gleichen Jahr nach russischem Recht geschieden worden, sie sei inzwischen nach Tbilisi (Tiflis) gezogen. Motiv für den Brief war die Absicht, mit seiner russischen Lebensgefährtin Tat'jana Solov'eva (Татьяна Соловьева) und den zwei Kindern nach Wien auszureisen. Zu dieser Zeit hatte es Pfeiffer bereits zum technischen Direktor eines Laboratoriums des VIM (Wissenschaftliches Forschungsinstitut für die Mechanisierung der Landwirtschaft) gebracht.
Verdächtig machte er sich durch Kontakte zu Ausländern, zur österreichischen Gesandtschaft (er soll 1935 an einer Gedenkfeier zum Jahrestag der Ermordung von Engelbert Dollfuß teilgenommen haben) und zur deutschen Botschaft sowie durch öffentliche Kritik. Der erwähnte Brief an das Landesgericht Wien wurde als Provokation aufgefasst. Als er am 11. Juni 1937 verhaftet wurde, hatte er angeblich Konstruktionspläne für Traktoren bei sich. Er wurde in die Butyrka überstellt, schließlich beschloss der NKVD am 26. Dezember 1937 seine Ausweisung aus der Sowjetunion wegen Verdachts der Spionage. Sein Sohn Georgij Francevič Pfejfer (geb. 1937) lebte später in Klimovsk im Moskauer Gebiet.
Quelle: GARF, ÖStA etc.