A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Z
Name russisch: Полак Алексей Филиппович
Geboren: 22.05.1911, Tiflis (Georgien)
Beruf: Bauingenieur
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1935
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Brjansk, Aleksandrov (Vladimirskaja obl.), Ufa, Išimbaj (Baškortostan)
Verhaftet: 1937
Urteil: 1937, Tod durch Erschießen; 29.09.1939, Aufhebung des Urteils und Freispruch
Gestorben: 31.07.1990, Ufa
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: aus der Haft entlassen
Alexej (Alex) Polak wurde 1911 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren, seine Eltern stammten aus Österreich-Ungarn. Die jüdische Familie übersiedelte 1913 nach Wien, wo Polak an der Technischen Universität in Wien ein Bauingenieur-Studium absolvierte. Er war Mitglied der sozialistischen Studenten (Sektion Technik) und der Akademischen Legion, einer Teilorganisation des Republikanischen Schutzbundes. An den Kämpfen im Februar 1934 nahm er nicht teil.
Er beendete sein Studium 1935 und wanderte um die Jahreswende 1935/36 nach Russland aus, um am sozialistischen Aufbau teilzunehmen. Polak war damals mit Alice (Lizzi) Just (geb. 10.10.1912) verheiratet, der Tochter eines Fuhrwerksunternehmers. In Russland arbeitete Polak als Bauleiter bei der Errichtung einer Zementfabrik in Brjansk. Er wurde Mitglied der VKP (b) und nahm am 29. Juni 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft an.
Im Juni 1937 wurde er verhaftet und in der Folge zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt, was wahrscheinlich mit der Ablöse Ežovs als Innenminister zusammenhing. Am 30. September 1939 wurde Polak schließlich freigelassen, allerdings unter der Auflage, nicht in Moskau oder Umgebung zu wohnen. Er ließ sich wie viele andere Opfer dieser Bestimmung in der nächsten möglichen Stadt nieder, das war Aleksandrov im Gebiet Vladimir. Da ihn seine erste Frau verlassen hatte, heiratete er Grete Birkenfeld-Spellitz, die Witwe des im Gulag ums Leben gekommenen Ludwig Birkenfeld (sie starb 1973 in Ufa).
Als sich 1941 die deutschen Truppen Aleksandrov näherten, floh das Ehepaar nach Osten und gelangte schließlich nach Baškortostan. Dort baute Polak anfangs ein Krankenhaus in Ufa, dann war er von 1941 bis 1947 auf den Ölfeldern von Išimbaj tätig. 1947 bis 1956 arbeitete er an der Errichtung einer Raffinerie, dann bis 1980 als Direktor des baschkirischen Forschungsinstituts für Bauwesen in Ufa. Er war Professor für Baukonstruktionen, wurde mit dem Titel Doktor der Wissenschaften geehrt und erhielt 1984 diverse Auszeichnungen.
Polak starb 1990 in Ufa. Polak hatte aus erster Ehe einen Sohn, mit seiner zweiten Frau Grete adoptierte er zwei Söhne eines Feuerwehrmannes, der bei einem Brand in einer Raffinerie ums Leben gekommen war.
Quelle: RGASPI, DÖW, ÖStA, Уфимский государственный нефтяной технический университет
Siehe auch den Beitrag von Josef Vogl, Alex Polak, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945), Wien 2013, S. 117 f.