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Name russisch: Рихтер Иосиф Мартынович
Geboren: 1888, Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1916
Wohnorte in der Sowjetunion: Maslovo (Moskovskaja obl.), Moskau, Taganrogskaja obl.
Verhaftet: 28.03.1938, Moskau
Anklage: Spionage, konterrevolutionäre Agitation
Urteil: 27.07.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft
Gestorben: 10.11.1944, Gulag
Rehabilitiert: 28.03.1960, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs
Schicksal: im Lager umgekommen
Josef Richter wurde 1888 in Wien in eine kinderreiche Familie geboren, sein Vater war Kutscher. Im Ersten Weltkrieg wurde Josef Richter 1915 in die k.u.k Armee einberufen, er geriet 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung blieb er in Russland und nahm 1925 die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Er lebte anfangs in dem Dorf Maslovo im Moskauer Gebiet (nordwestlich von Rjazan'), wo er 1921 seine Frau Praskov'ja Ivanovna kennen lernte. 1922 übersiedelte das Ehepaar nach Moskau, wo Richter Arbeit in einer Spirituosenfabrik fand, in der auch seine Schwiegermutter beschäftigt war. 1929 wurde Richter zur Arbeit in eine Kolchose in der Nähe von Taganrog abkommandiert, erst 1936 konnte er wieder nach Moskau zurückkehren. Die Familie hatte inzwischen vier Kinder. Wieder in Moskau arbeitete Richter anfangs in der 1. Staatlichen Uhrenfabrik, dann im Stalin-Autowerk in der Qualitätskontrolle. In diesem Betrieb wurde er am 28. März 1938 verhaftet.
Von 1925 bis 1933 war Richter Mitglied der VKP (b), 1933 wurde er vom Bezirkskomitee von Taganrog wegen Rechtsopportunismus und Kritik an der Kollektivierungspolitik aus der Partei ausgeschlossen. Im Verhör "gestand" er, Mitglied einer konterrevolutionären Organisation im Bezirk Taganrog gewesen zu sein, ein Österreicher namens Wane (Ванэ), ein ehemaliger Kriegsgefangener, habe ihn 1936 in Moskau als Spion angeworben. Josef Richter wurde am 27. Juli 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager bei Chabarovsk deportiert, in dem er am 10. November 1944 starb.
Quelle: GARF