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Name russisch: Сладек Альфред Иосифович
Geboren: 25.05.1925, Wien
Beruf: Radiotechniker
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 08.09.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov
Verhaftet: 26.07.1941, Char'kov
Anklage: Spionage
Urteil: 11.07.1942, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft
Gestorben: 24.04.1996, Wien
Rehabilitiert: 25.10.1963, Präsidium des Char'kover Gebietsgerichtes
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: überlebte
Alfred Sladek wurde 1925 in Wien geboren, sein Vater Josef Sladek war Eisenbahner und Schutzbündler. Josef Sladek flüchtete nach den Kämpfen in Wien-Simmering im Februar 1934 über die ČSR in die Sowjetunion. Seine Frau Viktoria Sladek folgte ihm im September 1934 mit den beiden Kindern Viktor und Alfred nach Char'kov. Alfred Sladek, der in Österreich damals drei Klassen in der Volksschule absolviert hatte, besuchte in Char'kov noch fünf Jahre die Schule, machte dann Kurse für Radio- und Kinotechnik.
Als Alfred Sladek am 26. Juli 1941 - zusammen mit seiner Mutter - verhaftet wurde, war er in einer Radiowerkstatt beschäftigt. Der NKVD warf ihm vor, Losungen gegen Stalin auf die Wände der Toilette im Hotel Spartak, wo er wohnte, geschmiert zu haben. Er wurde wegen antisowjetischer Agitation zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt, die er teils gemeinsam mit der Mutter in einem Lager bei Ivdel' im Ural verbrachte. 1942 traf er dort auch seinen Vater, den er kaum erkannte.
Im Juni 1964 richteten Alfred Sladek und seine Mutter, die Ende 1954 nach Wien zurückgekehrt waren, ein Ansuchen um Entschädigung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets, Leonid Brežnev. Sie baten Brežnev auch, nach dem Verbleib von Viktor Sladek (geb. 14. August 1933 in Wien) zu forschen. Viktor war als Achtjähriger in ein Kinderheim gekommen, 1946 befand er sich in einem Heim im Gebiet Akmolinsk (jetzt Astana) in Kasachstan, seither ist er verschollen.
Alfred Sladek lebte nach der Rückkehr als Trafikant in Wien-Simmering. Ob die Familie eine Entschädigung bekommen hat, ist nicht bekannt.
Quelle: RGASPI, GARF, DÖW, Familie
Siehe auch Karl R. Stadler, Opfer verlorener Zeiten. Geschichte der Schutzbund-Emigration 1934, Wien 1974, S. 329 ff.;
Hans Schafranek (Hrsg.), Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, Wien 1991, S. 227 ff.