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Name russisch: Венгельс Эрна Робертовна (Херлес Анна)
Geboren: 22.11.1897, Berlin
Beruf: Sekretärin
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 10.11.1937
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Pavlodar, Aktjubinsk, Aleksandrov (Vladimirskaja obl.)
Verhaftet: 04.03.1938, Moskau; 21.05.1940, Pavlodar; 06.03.1951, Aleksandrov
Anklage: sozial gefährliches Element
Urteil: 11.07.1939, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Verbannung nach Kasachstan; 30.12.1940, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft; 19.05.1951, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Verbannung nach Kasachstan; 25.10.1952, Sonderberatung (OSO), Entlassung aus der Verbannung
Gestorben: 1979, Bayreuth
Rehabilitiert: 22.12.1958, Militärstaatsanwalt des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: KP-Emigration
Schicksal: überlebte
Erna Wengels wurde 1897 in Berlin geboren. Ihr Vater Robert Wengels war ein sozialdemokratischer Politiker, ihre Mutter Margarete Wengels war mit Clara Zetkin und Rosa Luxemburg befreundet. Erna Wengels arbeitete als Sekretärin der Roten Fahne und war Mitglied der KPD von 1918 bis 1930. Auf dem 3. Weltkongress der Komintern 1921 lernte sie den Österreicher Karl Nebenführ kennen, dessen Frau sie später wurde. 1926/27 lebte sie in Wien, während ihr Mann, Agent des Nachrichtendiensts der Roten Armee, sich in dieser Zeit vorwiegend in Rumänien aufhielt. Ob sie österreichische Staatsbürgerin war, ist umstritten. 1931/32 hielt sie sich mit ihrer Familie (ihr Sohn Ulrich wurde 1927 geboren) im Geheimdienstauftrag in Istanbul auf und wurde im Juni 1932 von der türkischen Polizei verhaftet, nach drei Wochen freigelassen.
1937 reiste die Familie von Paris nach Moskau, offiziell, weil Karl Nebenführ der Leninpreis verliehen worden war. Erna Wengels erhielt dafür einen Pass auf den Namen Anna Herles. Unter diesem Namen wurde sie am 4. März 1938 verhaftet, nachdem ihr Mann bereits am 9. Jänner 1938 verhaftet worden war. Am 11. Juli 1939 wurde Erna Wengels als sozial-gefährliches Element für fünf Jahre nach Kasachstan verbannt. In Pavlodar in Nordostkasachstan wurde sie am 21. Mai 1940 wieder verhaftet und wegen antisowjetischer Agitation am 30. Dezember 1940 zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie kam erst 1947 frei und wurde anschließend nach Aktjubinsk in Nordwestkasachstan verbannt. 1948 wurde ihr die Übersiedlung nach Aleksandrov im Gebiet Vladimir erlaubt.
Ihre Schwägerin Maria Firkel unterstützte die schwer an Tuberkulose und Colitis erkrankte Erna Wengels, die am 6. März 1951 neuerlich verhaftet wurde. Als sozial-gefährliches Element wurde sie am 19. Mai 1951 für zehn Jahre in das Gebiet Akmolinsk (heute Astana) verbannt. Aufgrund der Bemühungen des Sohnes Ulrich Nebenführ wurde am 25. Oktober 1952 die Verbannung aufgehoben, allerdings durfte sich Erna Wengels vorerst nicht in Moskau oder der näheren Umgebung niederlassen. Sie konnte dann in ihre Heimatstadt Berlin zurückkehren und wurde in der DDR als politisch Verfolgte (des NS-Regimes!) anerkannt. 1961 verließ sie die DDR, sie starb 1979 in Bayreuth.
Ihr Sohn Ulrich Nebenführ (Wengels-Firkel) wurde nach der Verhaftung der Mutter von seiner Tante Maria Firkel, der Schwester von Karl Nebenführ, die 1934 als Schutzbündlerin nach Moskau gekommen war, adoptiert. Die beiden verbrachten eine schwere Zeit während der Evakuierung in Zentralasien, konnten aber nach dem Krieg nach Moskau zurückkehren. Maria Firkel durfte 1954 die Sowjetunion verlassen; nach kurzer Zeit in der DDR übersiedelte sie nach Wien, wo sie 1984 starb. Ulrich Nebenführ lebte vom Herbst 1956 bis kurz vor dem Mauerbau in Ostberlin, danach in Wien.
Quelle: lists.memo.ru (als Херлес Анна Робертовна), GARF, DÖW