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Zartl, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Цартль Йозеф

Geboren: 06.05.1894, Pilismarót (Komitat Komaróm-Esztergom, Ungarn)

Beruf: Bauarbeiter

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 04.04.1930

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 11.04.1933, Moskau

Anklage: Fälschung von Ausweisen, konterrevolutionäre Tätigkeit

Urteil: 22.09.1933, auf Gelöbnis freigelassen und ausgewiesen

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: ausgewiesen

 

Josef Zartl wurde 1894 in Pilismarót (Komitat Komaróm-Esztergom) in Ungarn geboren. Er war Mitglied der KPÖ ab 1920, zeitweise Mitglied des ZK und des Politbüros, aktiv in der Arbeitslosenbewegung und der Internationalen Arbeiterhilfe und Redakteur der KPÖ-Zeitschrift Der Rote Bauarbeiter. Wegen Arbeitslosigkeit emigrierte er mit seiner Frau Ernestine Zartl geb. Zegl (geb. 18.12.1895) im April 1930 in die Sowjetunion.

 

Dort arbeitete Zartl als Maurer bei einer Moskauer Baufirma, bis er Ende März 1933 seinen Arbeitsplatz kündigte, weil er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Wien zurückkehren wollte. In einem Moskauer Restaurant wurde er am 11. April 1933 verhaftet. Es wurde ihm Fälschung von Ausweisen und konterrevolutionäre Tätigkeit vorgeworfen. Am 22. September 1933 wurde Zartls Ausweisung aus der Sowjetunion beschlossen. Zartl verdankte das für damalige Verhältnisse milde Urteil wahrscheinlich einer Intervention der österreichischen Gesandtschaft.

 

Nach seiner Rückkehr nach Wien Ende November 1933 erstattete Zartl Anzeige gegen Alois Praschl, einen gleichfalls aus Moskau heimgekehrten Schlosser, den er für seine Verhaftung verantwortlich machte. Zartls Ausführungen zufolge hatte Praschl ihn und andere zu überreden versucht, ihre österreichischen Reisepässe zu verkaufen, die Angesprochenen aber später bei der Geheimpolizei denunziert. Als Praschl in Wien einvernommen wurde, bestritt er seine Rolle als Provokateur, bestätigte jedoch, dass in Moskau zwei deutsche Staatsbürger ein lebhaftes Interesse am Erwerb österreichischer Reisepässe gezeigt hätten. Bekanntlich brauchten alle geheimen Apparate der UdSSR (einschließlich der Komintern) genuine Reisedokumente aus dem Ausland zur Tarnung der Aktivitäten ihrer Agenten. Jahrelang betrieben KPÖ-Mitglieder in Wien die illegale Beschaffung von österreichischen Ausweisen für sowjetische Stellen.

 

 

Quelle: ÖStA, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei)

 

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