Christine Schindler
Bereits 1938 entschloß sich der 1903 geborene Schreiner Johann Georg Elser, Hitler zu töten. Er wollte so den drohenden Krieg verhindern. Elser wußte, daß Hitler regelmäßig am 8. November zum Jahrestag seines Putschversuches von 1923 im Münchener Bürgerbräukeller sprach. Er verschaffte sich Zugang zum Veranstaltungsort und stellte fest, daß der Saal nicht bewacht war. In wochenlanger Arbeit präparierte er dort ein Jahr später eine tragende Säule mit einem Sprengkörper.
Hitler verließ am 8. November 1939 nur wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal und entkam so dem Anschlag. Georg Elser, der noch nicht als Attentäter erkannt worden war, wurde beim Versuch, in die Schweiz zu entkommen, festgenommen und wegen verdächtiger Gegenstände in seinen Taschen der Polizei übergeben. Nach tagelangen Verhören gestand er seine Tat und bekräftigte, er habe durch die Tötung Hitlers den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen wollen.
Nach fünf Jahren totaler Isolationshaft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau wurde Johann Georg Elser am 9. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, in Dachau ermordet.
Georg Elser lehnte den Nationalsozialismus von Anfang an radikal ab. Ein wichtiges Motiv für seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus war die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Arbeiterschaft während des NS-Regimes sowie die Einschränkung der individuellen Freiheitsrechte nach 1933. Er widersetzte sich bewußt dem totalen Anspruch der nationalsozialistischen Erziehung und Propaganda. Elser, der im christlichen Glauben tief verwurzelt war, registrierte auch die spürbare Unterdrückung der Glaubens- und Religionsfreiheit. Sein Verständnis von Politik war stark durch sein persönliches Freiheits- und Unabhängigkeitsstreben geprägt. Das ausschlaggebende Motiv für Elsers Entschluß, die NS-Führung durch ein Attentat zu beseitigen, war jedoch sein Wunsch, einen drohenden Krieg zu verhindern.
Die Nationalsozialisten sahen in Elser zunächst das Werkzeug des britischen Geheimdienstes. Dies vermuteten auch viele seiner Zeitgenossen bis hinein in Kreise der bürgerlichen und militärischen Opposition. Ebenso wie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Jahren nach 1945 heftig umstritten war, gehörte die Tat Elsers zu den Aspekten des Widerstandes, um die sich jahrelang Gerüchte rankten. Nach 1945 wurde Georg Elser oftmals als Werkzeug der verschiedensten Auftraggeber diffamiert. Heute können seine Alleintäterschaft und seine politisch-moralische Motivation nicht mehr bezweifelt werden.