Als Jugendliche war Käthe Anders u. a. im sogenannten Jugendschutzlager Uckermark in Haft.
Käthe Anders, am 27. Jänner 1924 in Wien als Katharina Sommer geboren, entstammte ärmsten Verhältnissen. Nach Beendigung der Schule arbeitete sie zunächst als Hilfsarbeiterin in einer Schokoladenfabrik. 1939 trat sie eine Stelle als Hausmädchen in einem christlich-jüdischen Haushalt an, musste diesen Arbeitsplatz aber auf Intervention der NSDAP verlassen: ein "deutsches Mädchen" dürfe nicht für eine Jüdin arbeiten. Käthe Anders wurde einer SS-Familie als Kindermädchen zugeteilt. Nachdem sie von diesem Arbeitsplatz geflüchtet war, wurde sie verhaftet und als "schwererziehbar" in ein Erziehungsheim eingewiesen. Weil sie dort mit anderen Mädchen u. a. Hitlerbilder beschmierte und Streuzettel ("Heil Moskau") verfasste, wurde die damals 16-Jährige am 29. Juni 1940 festgenommen.
Käthe Anders wurde vom Jugendgericht zu sechs Monaten schweren Kerkers verurteilt und nach Verbüßung der Strafe wieder in eine Erziehungsanstalt eingewiesen. Dort bezeichnete sie im Laufe einer Auseinandersetzung einen SS-Mann, der sie wegen einer Diphterieerkrankung des Simulantentums verdächtigte, als "Nazi-Schwein". Nach der Genesung wurde sie festgenommen und in das KZ Ravensbrück und kurz darauf in das Jugendschutzlager Uckermark, ein Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen, überstellt. Von dort wurde Käthe Anders 1944 entlassen.
Erkennungsdienstliche Aufnahme der Gestapo Wien
von Käthe Anders (damals Katharina Sommer), Juni 1940
Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv
Im Nachkriegsösterreich wurde ihre Haftzeit in Uckermark nicht anerkannt, da die Behörden die NS-Kategorisierung Uckermarks als Lager für "Asoziale" übernahmen. Aufgrund der Haft bei der Gestapo und im Jugendgericht erhielt Käthe Anders 1952 eine Amtsbescheinigung, aber erst 1984 wurde ihr - nach Hilfe durch die Lagergemeinschaft der ehemaligen Ravensbrücker Häftlinge - eine Entschädigung für die in Uckermark verbrachte Haft im Wege des Härteausgleichs gewährt.
Käthe Anders engagierte sich viele Jahre als ehrenamtliche Mitarbeiterin im DÖW. Sie starb am 20. September 2010 im Alter von 86 Jahren.