Josef Federbusch, geb. am 30. Dezember 1879
Deportation nach Nisko: 26./27. Oktober 1939
Auch der in Tarnopol geborene Handwerker Josef Federbusch wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 verhaftet; er war ab 15. November im KZ Dachau in Schutzhaft, das Datum seiner Freilassung 1939 ist unbekannt. Als Federbusch mit dem zweiten Transport am 26./27. Oktober 1939 nach Nisko deportiert wurde, gehörte er zu der kleinen Gruppe, die in das Lager bei Zarzecze eingewiesen wurde.
Wie viele andere der Wiener Deportierten erhoffte er sich Hilfe von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien – Letztere war allerdings kaum dazu in der Lage, Hilfslieferungen und Liebesgabenpakete kamen in erster Linie von der Israelitischen Kultusgemeinde Mährisch-Ostrau (Ostrava/Tschechien, damals Protektorat Böhmen und Mähren), die noch eigenständiger agieren konnte:
"Liebe Lina! Sante Dir ein Brief mit meiner Fotografie u. eine Zuschrift für Herrn Kohut in der Kultusgemeinde auf Zimmer 19 und den Herrn Kohut fragen jeder bekomt fast Geld von der Kultusgemeinde nur ich nicht; was macht dein l. [lieber] Mann u. Pappa?"
Postkarte mit Absenderadresse "Zentrale für jüdische Umschulung Nisko am San" an Karoline (Lina) Geiger, o. D. (1940, DÖW 5968, mit Transkript; alle Zitate in Originalorthographie) |
Karoline Geiger (geb. 20. 6. 1901) wurde gemeinsam mit Wilhelm (Israel) Geiger (geb. 14. 4. 1869), beide wohnhaft in der Grünentorgasse 19/15 in Wien-Alsergrund, am 28. Oktober 1941 nach Litzmannstadt verschleppt. Sie wurden Opfer der Shoah.
Der Buchhalter Friedrich Kohut (geb. 13. 4. 1891), Angestellter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, wurde mit seiner Frau Jenny Kohut (geb. 15. 6. 1891) und seinem Sohn Wilhelm Kohut (geb. 23. 9. 1918) am 1. Oktober 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alle wurden von dort am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz überstellt. Seither fehlt jede Nachricht.
Wie aus der Postkarte hervorgeht, war die Nachricht auch für eine nicht-jüdische Freundin Federbuschs bestimmt – Hella (Helly) Burg aus Wien. Durch sie gelangte die Karte später in das DÖW.
"Liebste Helly! Sehr gross war die Freude wie ich die Karte von 10/III bekommen habe, wie Schön wäre es, wen Du schon einmal ein Terno [Spielart beim Zahlenlotto] machen möchstes. Im Lotto gieb ich noch immer die Hoffnung nicht auf. [...] Das Wetter ist bei uns nicht besonders, ein Kot bis zu die Knie. Zum Glück habe ich ein Paar Neue Schuhe ausgefast, auch ein Liebesgaben Packet mit Bäckerei Bombons u. Südfrüchte dass alles ist von Mähr.-Ostrau gekomen. Bitte wann von mir die Post lengere Zeit ausbleibt nicht Nachdenklich sein. [...] Mir geht es wirklich gut, mein einziger Wunsch ist bei Dir zu sein, ich verbringe die Abende u. Sonntage sehr schön auch Musik u. Tanz aber leider ohne Damen [...]. Dein Josef"
Josef Federbusch gehörte zu den rund 200 Männern, die im April 1940 aus Nisko nach Wien zurückkehren durften. Er wurde am 28. Oktober 1941 – mit demselben Transport wie Karoline und Wilhelm Geiger – nach Litzmannstadt deportiert; seither fehlt jede Nachricht.
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