Aktenvermerk über die Besprechung im Büro des Obergebietsführers Müller betreffend Deportationen aus Wien, 12. 2. 1941
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Rund 5000 Jüdinnen und Juden wurden im Februar und März 1941 aus Wien in das "Generalgouvernement" (im ehemaligen Polen) deportiert und auf die Kleinstädte Opole, Kielce, Modliborzyce, Lagów und Opatów verteilt. Der Anstoß, bereits Anfang 1941 Deportationen von Wien aus durchzuführen, war vom Wiener Reichsstatthalter Baldur von Schirach ausgegangen, der damit einem Wunsch der Wiener NSDAP nach Freimachung jüdischer Wohnungen nachgekommen war. Nach fünf Transporten wurde das Programm, das Wien "judenfrei" machen sollte, bis Herbst 1941 unterbrochen – Vorrang für das NS-Regime hatte jetzt die Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion (22. Juni 1941). Die meisten der im Februar/März 1941 deportierten Männer, Frauen und Kinder fielen den im Frühjahr und Sommer 1942 in den polnischen Ghettos durchgeführten "Auskämmaktionen" zum Opfer und wurden in den Vernichtungslagern der "Aktion Reinhard" ermordet.
Die auf der Website des DÖW veröffentlichten Briefe und Postkarten von österreichischen Juden und Jüdinnen aus Kielce, Modliborzyce und Opatów (eine Dokumentauswahl zu Opole war zuvor schon abrufbar) spiegeln das Entsetzen der Deportierten angesichts der prekären Lebensumstände wider: Kälte, Hunger, Unterbringung in Massenquartieren, schlechte sanitäre Verhältnisse und in den Ghettos grassierende Epidemien waren alltäglich und ließen die Sterberate insbesondere bei Älteren und Kranken rasch ansteigen. Thematisiert wurde auch die Einrichtung der Ghettos im März/April 1941 (deren unbefugtes Verlassen wurde ab Mitte Oktober 1941 mit dem Tode bestraft; am 21. November 1941 ordnete der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Generalgouvernement an, Juden, die außerhalb der Ghettos angetroffen wurden, beim geringsten Widerstand oder Fluchtversuch zu erschießen). In erster Linie sind die erhalten gebliebenen Schriftstücke aber Hilferufe über die Ghettogrenzen hinweg – mangels Verdienstmöglichkeiten war das (vorläufige) Überleben für die meisten nur durch die Unterstützung von Freunden, Verwandten oder Hilfsorganisationen möglich.
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