Antonie Diamant, Adolf Diamant: "Unfreie, unglückliche Menschen ..."
Antonie Diamant, geboren am 1. 7. 1886
Adolf Diamant, geboren am 1. 4. 1882
"[...] es ist doch schon über ein Jahr, dass wir hier in der Verbannung sind, u. ein nicht menschliches Dasein führen. Unfreie, unglückliche Menschen sind wir hier, u. ein so langer, kalter u. strenger Winter ist es noch", schrieb Antonie Diamant am 17. 3. 1942 aus Čmielów (Kreis Opatów) an eine nicht-jüdische und wahrscheinlich nicht allzu nahe Bekannte, Angela Iglauer aus Wien-Ottakring. Auch das Ehepaar Diamant hatte vor der Deportation im 16. Wiener Gemeindebezirk – in der Baldiagasse 1 – gewohnt.
Im DÖW archiviert sind zwei Briefe und eine Postkarte Antonie Diamants. In diesen stand – trotz Hinweisen auf Gewichtsverlust und mangelhafte Kleidung – weniger die Bitte um materielle Hilfestellung im Vordergrund, sondern mehr noch der Wunsch Diamants, die Verbindung zu ihrem früheren Leben, aus dem sie herausgerissen worden war, aufrechtzuerhalten:
"Was gibt es Neues in Wien, bitte schreiben Sie mir mal paar Zeilen, es ist für uns ein Lichtblick, Nachricht aus der Heimat zu bekommen. [...]
Wir sind G. s. D. [Gott sei Dank] alle gesund, aber das Wr. Wasser fehlt uns sehr, u. vieles andere auch, was wir einst für selbstverständlich fanden, u. man hier nicht kennt u. auch lebt." (Postkarte, 5. 6. 1941)
"Es würde mich herzlich freuen, wenn Sie mir auf demselben Weg, ein paar Zeilen zukommen ließen, wie es Ihnen Allen geht, u. was es in meiner gewesenen Umgebung u. Geburtsstätte Neues gibt. Obwohl es uns herzlich freut, dass H. u. Fr. Poch wegfahren konnten, fehlen uns seine guten Packerl u. Briefe sehr. [...]
Grüßen Sie bitte Alle, die gut von uns denken u. sprechen." (3. 1. 1942)
Brief von Antonie Diamant an Angela Iglauer, Ćmielów, Kreis Opatów, 3. 1. 1942
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Am 17. März 1942 bedankte sich Diamant für die Zusendung eines Päckchens; wieder bat sie um Nachrichten aus Wien; dies, so ihr Hinweis, sei auch ohne Angabe eines Absenders möglich:
"Ich möchte Sie sehr ersuchen, wenn Sie mir doch einmal ein paar Zeilen schreiben würden, wenn Sie ohne Absenderadr. schreiben, brauchen Sie keine Bedenken zu haben, u. ich würde mich sehr freuen. Meine Schwester korrespondiert auch mit ihren arischen Freunden. Es ist auch nach Wien keine Briefzensur, nur leider ist der Postverkehr sehr schlecht u. schleppend. [...]
Also liebe Fr. Iglauer, wenn Sie mir eine große Freude bereiten wollen, schenken Sie mir ein Viertelstündchen u. erzählen Sie mir recht viel von Ihnen u. Ihren Lieben, u. auch von der Nachbarschaft etwas."
Weitere Nachrichten über Antonie und Adolf Diamant fehlen.
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