Anhand von Fotos aus den Beständen des DÖW werden die Wochen vom 1. April bis 8. Mai 1945 in Österreich, aber auch das Schicksal von ÖsterreicherInnen, die sich zu dieser Zeit in Haft befanden oder Widerstand leisteten, beleuchtet.
Es handelt sich dabei nicht um eine chronologische Darstellung sämtlicher Vorkommnisse, vielmehr soll mithilfe von Einzelbeispielen die Bandbreite der Geschehnisse, die - nicht zuletzt aufgrund des lokal unterschiedlichen Endes der Kriegshandlungen - zwischen den Spannungsfeldern Zerstörung, Terror, Widerstand und Befreiung oszillierten, aufgezeigt werden.
Trotz der Aussichtslosigkeit, die militärische Niederlage abwenden zu können, kapitulierte das NS-Regime nicht, sondern wandte die Taktik der "verbrannten Erde" an. Das heißt, die gesamte Infrastruktur des Landes sollte zerstört und für die alliierten Truppen unbrauchbar gemacht werden, um sowohl deren Vorankommen als auch den Wiederaufbau zu erschweren bzw. unmöglich zu machen ("Nerobefehle"). Dabei nahm das NS-Regime nicht nur den Tod unzähliger Menschen bewusst in Kauf, sondern verschärfte auch den Terror sowohl gegenüber der eigenen Bevölkerung als auch gegen bereits zuvor Verfolgte und Gegner.
Zu diesen zählten vor allem ungarische Juden und Jüdinnen, die zu Tausenden 1944/1945 als ZwangsarbeiterInnen beim Bau des "Südostwalls" eingesetzt worden waren und in "Todesmärschen" Richtung KZ Mauthausen getrieben wurden, sowie politische Häftlinge in Konzentrationslagern und Gefängnissen, aber auch ZivilistInnen und Wehrmachtangehörige, die versuchten, Menschenopfer und Zerstörungen zu verhindern. So wurden beispielsweise am 13. April 1945 in Randegg/Niederösterreich ca. hundert ungarische Jüdinnen und Juden, die Richtung KZ Mauthausen getrieben wurden, von SS-Männern bzw. dem Lagerführer eines HJ-Wehrertüchtigungslagers ermordet. Ebenso wurden während der letzten Wochen im KZ Mauthausen gezielt zahlreiche politische Häftlinge - Sozialisten, Kommunisten, Christlichsoziale - in der Gaskammer getötet bzw. in der Strafanstalt Stein und Umgebung über 300 Gefangene ermordet.
An diesen unterschiedlichen Mordaktionen beteiligten sich nicht nur Angehörige staatlicher Organe wie z. B. Kreisleiter, Funktionäre der NSDAP oder Angehörige der Gestapo, SS und Polizei, sondern auch Zivilisten: Die Macht des NS-Regimes sollte nicht nur bis zuletzt aufrechterhalten, sondern es sollten - vielfach auch aufgrund einer "Endzeitstimmung" - so viele Menschen wie möglich in den Tod gerissen werden.
Trotz dieses allgegenwärtigen Terrors entstanden in den letzten Wochen vor Kriegsende vielerorts überparteiliche Widerstandsgruppen, denen Menschen unterschiedlicher Weltanschauung und sozialer Schichtung angehörten. Gemeinsam war ihnen der Wunsch, Menschenopfer und Zerstörungen zu verhindern, indem sie versuchten, Kontakt mit den herannahenden alliierten Streitkräften aufzunehmen und so den Krieg abzukürzen. Ebenso bemühten sich Angehörige und Offiziere der Wehrmacht, Städte und Ortschaften kampflos den alliierten Truppen zu übergeben. In vielen Fällen wurden diese Bemühungen jedoch in letzter Minute von fanatischen Nazis oder NS-treuen Mitläufern verraten. Zahlreiche ZivilistInnen und Angehörige der Wehrmacht wurden von Standgerichten exekutiert.
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