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Karl Bild, Toni Leni Bild: "Ich trage Dir nichts nach!"

 

Karl Bild, geboren am 16. April 1890
Toni Leni Bild, geboren am 25. Dezember 1887

 

Deportation nach Maly Trostinec: 2. Juni 1942

 

 

Der Wiener kaufmännische Angestellte Karl Bild war bereits 1939 und 1941 von der Deportation bedroht.

 

Nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 und der damit verbundenen Einschränkung der weiteren Flucht und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich hatte Adolf Eichmann (Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien) die Schaffung eines "Judenreservats" im Gebiet östlich von Nisko am San an der Grenze des "Generalgouvernements" geplant. Obwohl dieser Plan verworfen wurde, wurden im Oktober 1939 mit zwei Transporten über 1500 Männer nach Nisko deportiert.

 

Karl Bild wurde zu einem dritten Deportationstransport eingeteilt, der im November 1939 abgehen sollte, aber nicht mehr zustande kam. Mit diesem Transport sollten erstmals auch Frauen und Kinder aus Wien deportiert werden, rund 750 Menschen wurden im Sammellager Gänsbachergasse 3 (einem ehemaligen Obdachlosenheim, damals im zehnten, heute im dritten Wiener Gemeindebezirk) interniert. Aus Meldedaten geht hervor, dass Karl Bild das Sammellager im Dezember 1939 verlassen konnte, die meisten Internierten blieben bis Februar 1940 dort.

 

Im Februar/März 1941 wurden rund 5000 Jüdinnen und Juden aus Wien in das "Generalgouvernement" (im ehemaligen Polen) verschleppt. Am 20. März 1941 schrieb Bild seiner früheren (bis 1938) Lebensgefährtin Marie Pfleger:

 

 

"Teile Dir mit, daß ich unverhofft vorige Woche dem 6. Polentransport zugeteilt wurde. Im letzten Moment wurde mir von der Gestapo noch eine Frist von 8 Tagen gewährt. Mittlerweile sind die Transporte wie du ja vielleicht schon wissen wirst vollständig eingestellt worden."
(Zitat in Originalortographie)

 

Karl Bild an Marie Pfleger, 20. März 1941
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Möglicherweise sollte Bild am 12. März 1941 in das Gebiet Opatów/Lagów deportiert werden. Nach diesem Transport wurde das Programm, das Wien "judenfrei" machen sollte, unterbrochen – Vorrang für das NS-Regime hatte jetzt die Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion (22. Juni 1941).

Download Brief

 

Im selben Brief berichtete Karl Bild auch über seine Heirat am 19. März 1941, zentraler Inhalt ist die Versicherung an Marie Pfleger, weiter für die drei gemeinsamen Kinder – Alice (Jg. 1929), Herbert (Jg. 1930) und Alfred (Jg. 1933) – sorgen zu wollen:

 

"Ich sehe jetzt meinem Lebenszweck darin fleißig zu arbeiten um Dir bei der Erziehung unserer Kinder so weit als möglich behilflich zu sein.
Das Schicksal hat es so wollen!!
Ich trage Dir nichts nach! Und hoffe ich daß wir fürderhin in gutem Einvernehmen beide dazu beitragen werden unseren Kindern eine gute Zukunft zu zimmern.
Nehme die Versicherung hin daß ich meine Kinder nie vergessen werde und kann. Ich bin ihr Vater und können sie sich jedesmal vertrauensvoll an mich wenden."
(Zitat in Originalortographie)

 

Karl Bild und seine Ehefrau Toni Bild, die ab März 1941 in der Hollandstraße 3/11 in Wien-Leopoldstadt wohnten, wurden am 2. Juni 1942 nach Maly Trostinec deportiert. Beide wurden Opfer der Shoah.

 

 

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Downloads

20. 3. 1941 (mit Transkript, DÖW 20.100/785)
(549,3 KB)

2. 6. 1942 (Auszug)
(777,7 KB)
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