Im NS-Regime wurde der Muttertag auf den zweiten Sonntag im Mai verlegt und stark aufgewertet.
(Wiener Neueste Nachrichten, 15. 5. 1938)
Der nationalsozialistische Staat bemühte sich sofort nach dem "Anschluss", auch die Frauen für sich zu gewinnen. Die Propaganda rückte vor allem die Mütter in den Mittelpunkt. Diese vorgegebene Hochachtung der Mutterschaft sollte dazu dienen, die Frauen zur Geburt möglichst vieler "rassisch wertvoller" Kinder anzuregen, um dem durch sinkende Kinderzahlen angeblich drohenden Abstieg des deutschen Volkes entgegenzuwirken. Die Frauen sollten möglichst auf den Haushalt oder Sozialberufe beschränkt bleiben. Im Laufe des Krieges kam es jedoch zu einem empfindlichen Mangel an Arbeitskräften, so dass auch Mütter als Arbeiterinnen in die Rüstungsindustrie gezwungen wurden.
Die Erziehung der Mädchen zielte eindeutig auf Haushalt und Mutterschaft ab. Im "Pflichtjahr" mussten junge Mädchen unbezahlt in der Landwirtschaft, bei kinderreichen Familien oder in den Haushalten hochrangiger Nationalsozialisten arbeiten. Auf diese Weise sollten sie ihre zukünftige Tätigkeit als Hausfrau und Mutter einüben. In politischer Hinsicht waren die Frauen allerdings von jeder Mitwirkung ausgeschlossen, die nationalsozialistische Frauenorganisation war auf allen Ebenen männlichen Funktionsträgern unterstellt. Viele Frauen fanden es trotzdem reizvoll, nunmehr propagandistisch umworben zu sein, und passten sich den nationalsozialistischen Normen an. Frauen beteiligten sich auch an Verfolgungshandlungen und wurden so zu Mitbeteiligten an den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Die Wertschätzung galt aber nur angepassten und den rassistischen Maßstäben entsprechenden Frauen. Jene, die sich dem Regime widersetzten, wurden ebenso rücksichtslos verfolgt wie Frauen, die mit Juden, Kriegsgefangenen oder Fremdarbeitern Beziehungen aufnahmen. Trotz der drohenden Verfolgung leisteten zahlreiche Frauen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sie wurden in Gefängnissen oder Konzentrationslagern inhaftiert; selbst junge Mütter wurden hingerichtet.
Aus Osteuropa als Zwangsarbeiterinnen ins Deutsche Reich gebrachte Frauen waren völlig rechtlos; ihnen war es sogar verboten, Kinder zu bekommen, und bei ihnen wurden zwangsweise Abtreibungen vorgenommen, falls sie trotzdem schwanger wurden.