Trotz einer Verurteilung durch den Presserat und laufender Vorerhebungen wegen der Verbreitung antisemitischen Gedankengutes gehört letzteres offenbar weiterhin zur Blattlinie des von FPÖ-Bundesrat John Gudenus und Haider-Berater Andreas Mölzer mitherausgegebenen Wochenblatts Zur Zeit (ZZ). In der Ausgabe 16-17/2000 macht der katholische Fundamentalist Friedrich Romig die Juden und Jüdinnen für den Tod Jesu verantwortlich und wärmt damit - unmittelbar nach der päpstlichen "Entschuldigung" für die katholische Mitverantwortung am Antisemitismus - jene Legende, die den Ursprung der christlichen Judenfeindschaft markiert, wieder auf. "Die Mehrheit des jüdischen Volkes und seine Führer" hätten, so Romig, "auf das Todesurteil über Christus gedrungen und schließlich bei Pilatus seine Kreuzigung durchgesetzt". (S. 7)
Wie vom DÖW schon mehrmals bemerkt, schlagen ZZ-Autoren auch in ihrer Abwehr der Kritik an der freiheitlichen Regierungsbeteiligung antisemitische Töne an. In der Ausgabe 15/2000 ist es wieder Romig, der eine Attacke gegen eine angebliche antiösterreichische Verschwörung reitet. Hinter dieser vermutet der ehemalige "Europabeauftragte" von Bischof Krenn eine "liberal-sozialistisch-kommunistisch-internationalistische Clique", die nicht nur Bundespräsident Klestil die Präambel zur Regierungserklärung "in die Feder diktiert" habe, "sondern die auf Knopfdruck auch die Großdemonstration in Wien und die 'spontanen' Proteste in Brüssel, Paris, Lyon, London, New York, ja sogar im fernen Sydney organisiert hat". Für alle, die noch nicht wissen, wer damit gemeint ist, hat Romig noch einen Hinweis parat: "Es ist die gleiche Clique, die schon beim Waldheim-Komplott aktiv war, nur jetzt noch massiver." Bei ihrem neuerlichen Griff nach der Weltherrschaft bediene sich diese "Clique" der von Romig so verachteten Werte wie "Humanität, Gleichheit, Brüderlichkeit, Menschenrechte, Solidarität, Antinationalismus, Antifaschismus, Demokratie, Toleranz, Pluralismus". Derartiger Weltanschauung entspricht auch die von Romig betriebene Relativierung von NS-Verbrechen, bei welcher der "braune Holocaust an den Juden" nicht nur mit dem "roten Masenmord an den Klassenfeinden und Konterrevolutionären" verglichen wird, sondern auch mit dem "'demokratischen' Massenmord an den Ungeborenen". (S. 3)
Daneben stoßen Antisemiten auf ihrer Suche nach jüdischen Verschwörungen auch heute auf die Börse. So enthüllt ein Josef Berger: "Eine Allianz von Sozialistischer Internationale und internationaler Hochfinanz ist seit Antritt der neuen Regierung bestrebt, an der Wiener Börse die Kurse der führenden Aktien 'herunterzuprügeln'." (ZZ 15/2000, S. 12)