Erwartungsgemäß macht die rechtsextreme Aula der neuen Regierung die Mauer. Der Schriftleiter des FPÖ-Vorfeldorgans, Otto Scrinzi, steht dabei den Kameraden von Zur Zeit in Sachen Antisemitismus um nichts nach. So entdeckt er unter den RegierungskritikerInnen "Nichtsozialisten, die vor allem nach den israelischen Pfeifen tanzten". (Aula 4/2000, S. 4) Der seit Jahrzehnten an der Grenze zum NS-Verbotsgesetz agierende Scrinzi erhofft sich übrigens unter der neuen Regierung ein Nachlassen des behördlichen Drucks auf die rechsextreme Szene: Justizminister Böhmdorfer, der wie Scrinzi aus dem burschenschaftlichen Milieu stammt, müsse dafür sorgen, dass "die Gesinnungsschnüffelei und Politjustiz beendet wird". (Ebenda, S. 6) Im Gegensatz zu Kurzzeitminister Krüger, dem "das sog. Verbotsgesetz und die 'besondere' Strenge gegen einen nicht einmal in homöopathischen Dosen bestehenden Rechtsextremismus ein vorrangiges und mitteilungswertes Anliegen" gewesen sei, ist Böhmdorfer laut Scrinzi hierbei "mehr Standhaftigkeit zuzutrauen". (Aula 3/2000, S. 5)
In der ganz dem "EU-Komplott gegen Österreich" gewidmeten März-Ausgabe gratuliert die Aula Jörg Haider zum fünfzigsten Geburtstag, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass der Kärntner Landeshauptmann - allen öffentlichen Distanzierungen zum Trotz - nach wie vor Bezieher der rechtsextremen Monatsschrift ist. Daneben lassen die national-freiheitlichen Gratulanten keine Zweifel offen, wer nach Haiders Rücktritt von der FPÖ-Spitze dort das Sagen haben wird, nämlich Haider, der "das Steuer" nun "aus zweiter Hand führen kann". Auf dessen weiterem Weg in die "versprochene neue Republik" werde die Aula ihn "unterstützen und kritisch begleiten". (Ebenda)
Auch der Vorarlberger Rechtsextremist Walter Ochensberger weiß, wer hinter der antiösterreichischen Verschwörung steckt: Bereits nach den Wahlen im Oktober 1999 habe der israelische Ministerpräsident Barak eine "Drohung im Namen des Weltjudentums" (Phönix 1/2000, S. 6) ausgestoßen. Am österreichischen Beispiel vermeint Ochensberger die Ziele der "Machthaber der 'Jüdischen Wertegemeinschaft'" enthüllen zu können, nämlich die Gestaltung der "Demokratie nach ihrem weltweiten Programm [...] und nicht nach dem Willen der betroffenen Völker". (Ebenda) Gleich seinen Kameraden in ganz Europa setzt Ochensberger große Erwartungen in Haider: Dieser sei "ein Phänomen, das den bergang zur Freiheit einleiten wird. Der Wirbel um seine Politik und seine Person hat einen Bewusstseinswandel in weiten Teilen Europas herbeigeführt. Seine Forderungen zu Rettung der deutschen Ureinwohner vor der Flut der Ausländer-Invasion wird überall verstanden und aufgegriffen. Und gegen diese und Haiders Argumente sind die Volksvernichter vollkommen machtlos [...]. Haider ist nicht zu stoppen, und er wird früher oder später Bundeskanzler werden." (Ebenda) Die "Juden" hätten gute Gründe, Haider vom Griff nach der Macht abhalten zu wollen, wird doch dieser "am Ende vielleicht nicht ganz zu kaufen sein [...] und mit seiner Politik eine Kettenreaktion des Widerstandes innerhalb der von der Vernichtung bedrohten europäischen Völker auslösen". (Ebenda, S. 7)