Der rechtskonservative Publizist Kurt Dieman beendete überraschend seine Tätigkeit für Zur Zeit (ZZ), nicht ohne "in einer Grazer Lokalpostille [Steirische Wochenzeitung] wüste Abrechnung zu halten". (ZZ 30-31/2000, S. 5) Dieman "bezichtigte ZZ-Chefredakteur [Mölzer] der 'reinen Anschlusspropaganda', stellte die ZZ-Herausgeber Johann Josef Dengler und Bundesrat John Gudenus als 'Mittel zum Zweck, ehrbare Aushängeschilder' bloß und titulierte das redaktionelle Umfeld der 'Zur Zeit' als 'altdeutsch Faschierte'". (Ebenda) Den unmittelbaren Anlass für das Zerwürfnis mit Haider-Berater Mölzer dürfte der Abdruck eines Artikels des ehemaligen ÖVP-Abgeordneten Herbert Kohlmaier (ZZ 19/2000) geliefert haben: Kohlmaier habe laut eigenem Bekunden seinen Text nur der Tageszeitung Die Presse und ein paar Gleichgesinnten zukommen lassen, für Dieman ist der unautorisierte Abdruck in ZZ daher ein Akt "journalistischer Piraterie" (zit. in ZZ 30-31/2000, S. 5). Demgegenüber behauptet die ZZ-Redaktion, Dieman selbst habe den Kohlmaier-Text "als zum Abdruck autorisiert übergeben" (ebenda). Auf jeden Fall werden wohl Mölzers Versuche, Brücken zum politischen Katholizismus und Konservativismus zu schlagen, einmal mehr einen Rückschlag erfahren.
Immer enger wird hingegen das Naheverhältnis zur FPÖ. In der Rubrik "Interna" teilt die ZZ-Redaktion etwa mit, dass sie "gerne auf das Unterstützungsangebot freiheitlicher Mandatsträger zurück[greife]. (ZZ 30-31/2000, S. 2) Das diesjährige ZZ-Sommerfest wurde gleich von mehreren FPÖ-FunktionärInnen beehrt: Neben der niederösterreichischen Landtagsabgeordneten Barbara Rosenkranz fanden sich unter anderem die Wiener Lokalpolitiker Johann Herzog und Heinz-Christian Strache ein. Aus Belgien angereist kam Ingrid Verachtert, Kandidatin des rechtsextremen Vlaams Blok. Von ZZ nach den Kontakten der flämischen SeparatistInnen "zu anderen Rechtsparteien in Europa, etwa der FPÖ" gefragt, hält sie sich jedoch bedeckt: Zwar bestünden "informelle Kontakte zu verschiedenen nationalistischen Gruppierungen in Europa", Namen will die angehende Provinzpolitikerin "aus Diskretionsgründen" jedoch nicht nennen. Bezeichnend aber die Antwort auf die Frage nach der Haltung des Vlaams Blok zur Regierungsbeteiligung der FPÖ: "Der Weg der FPÖ bis hin in die Regierung gilt für uns als Vorbild. [...] Insofern ist die FPÖ unsere Lieblingspartei." (ZZ 30-31/2000, S. 4). Tatsächlich war es gerade die Angst vor der Vorbildwirkung des österreichischen Tabubruches, welche die heftige internationale Kritik an der Regierungsbeteiligung der FPÖ auslöste.