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"Zur Zeit" und die "Judenfrage"

Neues von ganz rechts - Dezember 2003

Obwohl der immer offener zu Tage tretende Antisemitismus in dem FPÖ-nahen Wochenblatt Zur Zeit mittlerweile sogar in Deutschland für Diskussionen sorgt (Zur Zeit-Gesellschafter in Nöten »), zügeln die Verantwortlichen um Andreas Mölzer ihren Bekennermut nicht. Ganz im Gegenteil: In der aktuellen Ausgabe legt Friedrich Romig den zweiten Teil seiner Abschreibübung von Solschenizyns antisemitischen Machwerk "Die Juden in der Sowjetunion" vor. In den wenigen selbst formulierten Sätzen drückt Romig sein eigenes Ressentiment aus, etwa wenn er schreibt, die Juden und Jüdinnen seien am Holocaust selbst schuld gewesen: "Ihre Neigung zum Internationalismus bei gleichzeitigem Festhalten an der eigenen jüdischen Nation und ihrem elitären 'Auserwähltheits'-Denken samt ihrem Zusammenhalt birgt für die jüdischen Gemeinden außerordentliche Gefahren, sobald sich Juden in die Geschicke der Völker führend einmengen [...]. Ein Volk haftet für seinen ‚Abschaum' und seine ‚Abtrünnigen', denn es muss sich der Frage stellen und nach den Gründen suchen, warum es nicht stark genug war, deren verbrecherisches Wirken im Zaume zu halten, welches, im Falle der Juden, am Ende katastrophale Folgen für das Judentum hatte." (Zur Zeit 50/2003, S. 24) Gemäß dem Charakter des Antisemitismus als "Alltagsreligion" (Detlev Claussen), als umfassende und alles erklärende Weltanschauung, sieht Romig in der "Judenfrage" den Schlüssel zum Begreifen aktueller Themen wie "Nahostkonflikt und Terrorismus, Globalisierung und Nationalwirtschaft, Russland und Europa, Amerika und die neue Weltordnung".

Anlässlich des zehnten Jahrestages der ersten Briefbombenserie kommt in Zur Zeit Franz Radl jun., der zuletzt als "wissenschaftlicher Berater" des flüchtigen Neonazi Gerd Honsik an der Herstellung von dessen Machwerk "Der Juden 3. Reich" beteiligt war, zu Wort. Dass er damals in Terrorverdacht geriet, kann sich Radl nur damit erklären, dass seine "klare Stellungnahme zur Überfremdungspolitik" ihn "zum Zielobjekt innen- und außenpolitischer Gegner hat werden lassen". (Zur Zeit 50/2003, S. 20) Diese "Gegner" werden von Radl umgehend als jüdisch identifiziert, wenn er von "der unter maßgeblichem Einfluss des Staates Israel in Österreich betriebenen Zuwanderungspolitik" spricht. Von hier ist es dann nicht mehr weit zur Behauptung einer israelischen Urheberschaft des Briefbombenterrors, was der Neonazi in Zur Zeit dann auch andeutet.

 

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