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Festschrift für Irving

Neues von ganz rechts - Jänner 1999

Mit einer Festschrift soll das Werk des britischen Holocaustleugners David Irving gewürdigt werden: Der von Reinhard Uhle-Wettler herausgegebene Sammelband "Wagnis Wahrheit" erschien Ende 1998 im rechtsextremen Arndt-Verlag. Auf der Rückseite des Buches ist Irving gemeinsam mit Pedro Varela abgebildet. Der international tätige spanische Neonazi wurde erst unlängst zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Auch Irving kam wiederholt mit den Behörden in Konflikt: So wird der britische Hobby-Historiker in Österreich wegen Verdachts des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz per Haftbefehl gesucht. 1996 bestätigte das Verwaltungsgericht München die unbefristete Ausweisverfügung für Deutschland.

Unter den Autoren des Sammelbandes finden sich drei prominente Österreicher:

Lothar Höbelt, FPÖ-Vordenker und a.o. Professor für Geschichte an der Universität Wien, hat einen älteren Vortrag überarbeitet. Probleme mit Irvings Vita hat Höbelt nicht, schließlich gingen "historische Diskussionen, die durch den Kadi entschieden würden, nur auf das Staatswesen" zurück. Von dem "halte er eh nicht viel", wie der Professor dem Standard gegenüber freimütig erklärte. Daher würde auch der Haftbefehl "eher für Irving und gegen jene, die das gegen den Wissenschaftler machen", sprechen. Über den Arndt-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, weiß Höbelt nichts. Er hält ihn für eine Briefkastenfirma.Vielleicht hätte der Historiker im deutschen Verfassungsschutzbericht 1996 nachschlagen sollen: Dort ist der Verlag in Schleswig-Holstein einschlägig genannt. Zum Verlagsprogramm "gehören Bücher, in denen die deutsche Kriegsschuld geleugnet und die nationalsozialistischen Verbrechen relativiert werden". Gegen den dem Verlag angeschlossenen Arndt-Buchdienst ist ein Ermittlungsverfahren u. a. wegen des Verdachts der Volksverhetzung anhängig. Daß laut einem Buchbeitrag das "KZ Buchenwald bis 1945 eine 'Sommerfrische' gegen das ab 1945" gewesen sein soll, dürfte den freiheitlichen Historiker auch nicht stören. Höbelt zum Standard: "Man muß sich ja nicht mit allem identifizieren, wenn man in einer Festschrift schreibt."

Universitätsdozent Heinz Magenheimer, Angehöriger der Landesverteidigungsakademie, ist im Buch mit einem Artikel über die "strategische Lage Deutschlands im Frühjahr 1944" vertreten. Magenheimer machte sich 1995 mit der wiederaufgewärmten Legende vom "Präventivschlag" Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion einen Namen in der "revisionistischen" Szene. Doch mit dieser will er nichts zu tun haben: In einem Schreiben an den Journalisten Karl Pfeifer teilt das Bundesministerium für Landesverteidigung mit, daß Magenheimer gegenüber dem Herausgeber eine Mitwirkung an der Festschrift abgelehnt habe. Für den Abdruck eines Magenheimer-Artikels aus der Österreichischen Militärischen Zeitschrift verweigerte dann das Verteidigungsministerium seine Zustimmung. Schließlich hätte Uhle-Wettler "den vor etwa 20 Jahren verfaßten Aufsatz [...] ohne das Einverständnis des Autors dazu einzuholen, in die Festschrift aufgenommen".

Der Grazer Philosoph Ernst Topitsch schreibt im Irving-Band unter dem Titel "Wider ein Reich der Lüge". Der "Partisan der Geistesfreiheit" (Topitsch über Topitsch) dürfte weniger Probleme mit dem rechtsextremen Chrakter des ganzen Unterfangens haben, trat er doch bereits in der Vergangenheit wiederholt als Autor der Aula in Erscheinung.

Das Autorenverzeichnis in "Wagnis Wahreit" liest sich streckenweise wie das Who's who des deutsch-österreichischen Rechtsextremismus. So finden wir dort mit Helmut Schröcke und Fritz Becker zwei Autoren der rechtsextremen Zeitschrift Huttenbriefe für Volkstum, Kultur, Wahrheit und Recht, die von der Deutschen Kulturgemeinschaft (Europäischen Geistes) (DKEG) herausgegeben werden. Bei den "Gästewochen" des DKEG, zu welcher alljährlich Neonazis und Rechtsextremisten aus halb Europa anreisen, referierte u. a. Richard W. Eichler. Der mit dem "Schillerpreis" der DKEG ausgezeichnete deutsche "Kunstexperte" trat auch als Referent bei den Offenhausener "Dichtersteintagen" und als Verfasser einer Eckartschrift in Erscheinung. Für die Festschrift steuerte Eichler einen Beitrag über die angeblich "eingeschränkte Meinungsfreiheit" bei.

Die "neurechte" Strömung im Rechtsextremismus ist im Sammelband mit drei prominenten Autoren vertreten: Günter Maschke, Wolfgang Strauss und Armin Mohler. Letzterer gilt als Gründervater der "Neuen Rechten" und bezeichnet sich offen als "Faschist" (Sächsische Neueste Nachrichten, 25./26. 11. 1995).

 

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