Mitte Jänner wurden von FPÖ-Funktionären Fotos öffentlich gemacht, die FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache gemeinsam mit zum Teil amtsbekannten Neonazis bei dem Anschein nach paramilitärischen Übungen in Kärnten Ende der 1980er Jahre zeigen. Nachdem die Existenz dieser Fotos nicht länger zu leugnen war, versuchte Strache, den Vorfall als harmlosen Jugendstreich zu entschuldigen. Man habe keine "Wehrsportübung" abgehalten, sondern bloß Paintball ("Gotcha") gespielt. Der politische Hintergrund seiner Mitspieler sei ihm verborgen geblieben. Im Folgenden sei dieser Hintergrund skizziert:
Einige der auf den Fotos abgebildeten Männer waren mutmaßliche Aktivisten der bereits 1987 verbotenen Nationalen Front Gerd Honsiks. Bei der behördlich untersagten Gründungsversammlung der Nationalen Front 1984 hätte Herbert Schweiger, der Doyen des heimischen Neonazismus, als Redner auftreten sollen. Schweiger, ehemaliger SS-Untersturmführer der Leibstandarte Adolf Hitler, war 1953 Landesobmann der FPÖ-Vorläuferpartei Verband der Unabhängigen (VdU) und 1956 FPÖ-Spitzenkandidat in Graz. Wie zahlreiche andere Rechtsextreme und Neonazis wandte er sich Mitte der 1960er Jahre von der FPÖ ab. Gemeinsam mit Norbert Burger, dem Strache bis zu seinem Tod 1992 freundschaftlich verbunden war, und anderen Neonazis gründete er 1966 die (1988 wegen Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz behördlich aufgelöste) Nationaldemokratische Partei (NDP). Seit den 1970er Jahren ist Schweiger auch einer der führenden Köpfe des neonazistischen Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes (DKEG). Bis heute schult Schweiger den Neonazi-Nachwuchs in Deutschland und Österreich.
Einer seiner politischen Ziehsöhne ist der aus Kärnten stammende Neonazi Andreas Thierry, der laut Medienberichten auf den nun aufgetauchten Strache-Fotos zu erkennen sei. Thierry war Ende der 1980er Jahre auch Führungskader der neonazistischen Volkstreuen Jugend Offensive (VJO). Die VJO rund um den steirischen Neonazi und Honsik-Vertrauten Franz Radl jun. führte ebenfalls in Kärnten paramilitärische "Wochenendlager" durch. Thierry galt damals auch als einer der österreichischen Verbindungsmänner zur 1992 in Deutschland verbotenen Nationalistischen Front (NF) Meinolf Schönborns. 1989 war Thierry u. a. mit dem deutschen NF-Führungskader Andreas Pohl als "Saalschützer" bei der "Gästewoche" des neonazistischen DKEG in Pichl im Ennstal tätig. 1991 fand die Polizei bei der DKEG-"Gästewoche" in Schönborns Zimmer einen Aufruf zum Aufbau eines paramilitärischen Nationalen Einsatzkommandos (NEK). Das Schreiben richtete sich an "alle gesunden und sportlichen Kameraden ab 16 Jahre". Um den "Kampf für ein völkisches Deutschland besser, zielgerichteter, sicherer und noch erfolgreicher durchführen zu können", sei die "Aufstellung kadermäßig gegliederter hochmobiler Verbindungen", die "Ausbildung von sportlichen und gesunden Kameraden für den politischen Kampf auf der Straße" und die "Planung und Durchführung von überraschend durchgeführten Aktionen" erforderlich. Daraufhin leiteten die deutschen Behörden Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Gründung einer terroristischen Vereinigung ein.
Ein weiterer Teilnehmer bei Straches "Spiel" im Wald soll Marcus U., stellvertretender "Kameradschaftsführer" in der neonazistischen Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO) Gottfried Küssels, gewesen sein. Auch die 1986 gegründete VAPO hielt (v. a. im Raum Langenlois) regelmäßig "Wehrsportübungen" ab, wobei hier tatsächlich manchmal mit Paintballs geschossen wurde. Am 26. Oktober 1989 nahm U., der wie Strache und Thierry im Anfang der 1990er Jahre von der Polizei bei Radl beschlagnahmten Telefonverzeichnis aufscheint, an einer Kundgebung der VAPO in Steyr teil, bei welcher Flugblätter mit nationalsozialistischem Inhalt verteilt wurden. Zu Beginn der 1990er Jahre zog es U. wie zahlreiche Gleichgesinnte entsprechend der damals von Radl unter dem zunehmenden polizeilichen Druck ausgegebenen Parole "Rein in die Legalität" in eine deutschnationale Studentenverbindung (Grenzlandsmannschaft Cimbria).