Die antimuslimischen Ausfälle der Grazer FPÖ-Spitzenkandidatin Susanne Winter beim "Neujahrstreffen" am 13. Jänner werden in der deutsch-österreichischen Neonaziszene unterschiedlich aufgenommen: Ein Teil begrüßt sie und freut sich auf die zu erwartende gewaltvolle Eskalation auf der Straße, ein anderer lehnt sie als Provokation im Dienste des "Zionismus" ab.
Auch im deutschen Neonazi-Forum thiazi diskutiert man über die skandalösen Äußerungen der FPÖ-Politikerin. Ein Aktivist sieht in der "Provokation" Winters "etwas Positives", denn alles, "was zur Eskalation der Lage beiträgt und uns einem offenen, auch gewaltsam ausgetragenen Konflikt näher bringt, ist derzeit positiv". Ein anderer teilt zwar die Sicht auf die "monotheistische Geisteskrankheit" Islam, hält es aber für "gefährlich", diesen "durch den Dreck zu ziehen". Auch ein weiterer Neonazi sieht dies so und hat davor Angst, dass "Graz zur Zielscheibe radikaler Islamisten" wird. Ein Aktivist nennt die Winter-Äußerungen sogar "eine Frechheit" und hofft - wohl vergeblich - auf ein Machtwort der FPÖ-Führung. Viele Beiträge schwanken zwischen Zustimmung und Ablehnung. So heißt es, dass sich durch die an und für sich richtigen Worte Winters die "Beziehungen zu islamischen Staaten verschlechtern" könnten. Der Neonazi fürchtet, dass Antisemiten wie der iranische Präsident Ahmadinejad, Österreich nun nicht länger "als Ziel des jüdisch-zionistischen Hasses erkennen" und daher nicht mehr als Verbündeten, sondern als "Feind" betrachten.
Bei allem antimuslimischen Hass überwiegt im thiazi-Forum doch die Ablehnung der FPÖ-Provokationen, weil damit "den Juden in die Hände" gespielt werde. Tatsächlich beweist sich in den Reaktionen von deutschen und österreichischen Neonazis mehrheitlich das ideologische Primat des Antisemitismus. In einem Beitrag heißt es exemplarisch: "Ich finde diese Aussage ehrlich gesagt dumm. Sie hetzt nur wieder gegen den Islam auf, damit sich die lachenden Dritten in Tel Aviv und den USA eines lachen können, sie wollen uns Schritt für Schritt gegen den Islam aufhetzen, damit wir ihre Kriege gegen islamische Länder rechtfertigen beziehungsweise das Vorgehen gegen die Palästinenser ... Sie wollen ja einen dritten Weltkrieg gegen den Islam. Frau Winter macht sich hier unfreiwillig zum Shabes goy. [...] Ich bewundere aber ihren Mut sich für die Heimat und gegen Multikulti einzusetzen. Wieder einmal verlogen die Linken, während das Christentum weit schlimmer beleidigt wird (Nitsch, ...) und das sogar gefördert wird, schreit dieser menschliche Sondermüll wieder auf, wenn etwas 'Fremdes' beleidigt wird."