Die heurige Auflage des Balls der deutschnationalen Studentenverbindungen Wiens (offiziell der Wiener FPÖ) bot ein ähnliches Besucherprofil wie im Vorjahr (siehe: Akademikerbal 2018: Neofaschistische Gäste im "moralischen Würgegriff"). Erneut erwies sich, dass die Veranstaltung inzwischen vor allem solche ausländischen Politiker anzieht, die selbst einen verbindungsstudentischen Hintergrund aufweisen.
Von den internationalen Partnerparteien der FPÖ war vor allem die jüngst als Objekt des deutschen Verfassungsschutzes in die Schlagzeilen geratene Alternative für Deutschland (AfD) in größerer Zahl vertreten, angeführt von den Bundestagsabgeordneten Enrico Komning und Gerold Otten sowie dem Vorsitzenden der Landtagsfraktion von Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Kramer. Letzterer sorgte vor einem Jahr zum wiederholten Mal für einen Skandal, nachdem er in einem AfD-internen Chat ein Bild der SS-Leibstandarte Adolf Hitler mit dem Kommentar geteilt hatte, dass "[e]in schwarzer Block [...] nicht grundsätzlich scheiße" sei.
Der belgische Vlaams Belang war durch seinen Vorsitzenden Tom van Grieken vertreten, der inzwischen als Akademikerball-Stammgast gelten kann. Aus Estland war der Parlamentarier Jaak Madison angereist, dessen Estnische Konservative Volkspartei bis dato keine offiziellen Beziehungen zur FPÖ unterhält. Madison hatte sich 2015 positiv über die Wirtschaftspolitik des NS-Regimes geäußert.
Die nicht-parteiförmige extreme Rechte war auf dem heurigen Ball u.a. durch die Identitären-Kader Martin Sellner und Edwin Hintsteiner, die US-amerikanische Verschwörungsphantastin Brittany Pettibone und den ehemaligen PEGIDA-Österreich-Sprecher und regelmäßigen Publizisten in einschlägigen Magazinen Georg I. Nagel vertreten. Fotografisch belegt ist zudem die Anwesenheit zumindest eines exponierten Vertreters der neonazistischen Fußballhooligan-Szene.
Eröffnet wurde der Ball wie im Vorjahr von Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der den Anwesenden Dank aussprach, "dass Sie Ihre Treue zu Ihrer Gesinnung Jahr für Jahr bestätigen". Wie üblich war der Akademikerball auch dieses Jahr vorab in den einschlägigen Medien (Burschenschaftliche Blätter, Junges Leben, Der Eckart, Zur Zeit, alles roger?) beworben worden. Kritische Berichterstattung aus der Hofburg war von den Veranstaltern dagegen nicht erwünscht. Einzig die Austria Presse Agentur erhielt eine Akkreditierung für die Veranstaltung.
Schon in knapp zwei Monaten will das deutschnationale Verbindungsmilieu in die Hofburg zurückkehren: für den 23. März ist ein großer burschenschaftlicher "Freiheitskommers" ebendort angekündigt. Dem Anschein nach handelt es sich dabei um eine Veranstaltung, die ursprünglich bereits im Herbst 2018 hätte stattfinden sollen. In den einschlägigen Medien wird bereits für den Kommers geworben, die eigens eingerichtete Website ist bislang noch ohne Inhalt.