Ende Juni wurde der Wiener FPÖ-Bezirksrat Johann Gudenus zum neuen Bundesvorsitzenden des Ringes Freiheitlicher Jugend (RFJ) gewählt. Damit ging der heftige interne Richtungsstreit vorläufig und zumindest auf Bundesebene zugunsten des Haider-Flügels aus. So betont Gudenus in einer APA-Aussendung (30. 6. 2003), seine "Person" stehe "vor allem für eine Linie mit mehr Ideologie statt Zeitgeist". Entsprechend sieht der neue Vorsitzende "die Aufgabe des RFJ [...] in vermehrter ideologischer Schulung der Jugend auf dem Fundament alter freiheitlicher Werte". Auch wolle man "eine starke Politik auf den Spuren Jörg Haiders" machen. In deren Zentrum verortet Gudenus u. a. "Themen wie Überfremdung".
Dass es sich dabei nicht um eine leere Drohung handelt, bewies Gudenus am 14. Juli: In einer weiteren APA-Aussendung warnt er angesichts der Diskussionen über einen EU-Beitritt der Türkei vor einer neuen "Türkenbelagerung", ja sogar vor einem "Untergang des Abendlandes". Wie sehr der neue Obmann die alten freiheitlichen Werte verinnerlicht hat, belegt er auch mit seiner Äußerung, wonach die Türkei u. a. "völkisch [...] außerhalb Europas" liege. Ihr Beitritt würde "Europa in Bezug auf seine völkische Struktur [...] zerstören". Im völkischen Reinheitsdenken verlangen die Bedrohungen stets nach drastischen Schritten. So meint Gudenus drohend, dass die "europäischen Völker" einen EU-Beitritt der Türkei "zu verhindern wissen". Als Vorbild dient ihm wie vielen anderen Kämpfern gegen die angebliche "Überfremdung" der Krieg gegen die osmanischen Heere vor Wien: "Historisch haben das schon Polen mit Jan Sobieski gemeinsam mit Österreich und Rumäniens Volksheld Graf Tepes bewiesen."
Ähnlich gestrickt ist eine APA-Aussendung, welche bereits am 12. Juli die vom Wiener FPÖ- Gemeinderat Nikolaus Amhof betreute RFJ-Bundesgeschäftsstelle verließ. Darin sieht der als Obmann des RFJ-Oberösterreich vorgestellte Christoph Gaar eine "Katastrophe ungeahnten Ausmaßes [...] auf die alte Mühlviertler Kleinstadt Freistadt zukommen, wenn die Pläne zur Errichtung eines Erstaufnahmezentrums für Asylanten in Oberösterreich Wirklichkeit werden sollte [sic!]". Der SPÖ hält Gaar vor, sie habe "jahrelang die Masseneinwanderung von völlig kulturfremden Personen in unser Heimatland" gefördert. "Schwarzafrikanern" wirft er darüber hinaus "ein Ausnützen der sozialen Strukturen eines reichen Staates" vor. Auch weiß Gaar von einer "Scheu", "Asylbetrüger und Drogenhändler, insbesondere aus schwarzafrikanischen Ländern, schnell und dauerhaft abzuschieben".
Eine noch am selben Tag an die APA gegangene Berichtigung des RFJ-Oberösterreich macht deutlich, dass die internen Richtungsstreitigkeiten noch nicht beendet sind. Demnach sei Gaar nicht der Obmann des RFJ-Oberösterreich, ja, er habe "keine einzige Funktion im RFJ OÖ".